Die Bettler (nach Pieter Bruegel)

Die Bettler, Pieter BruegelWas für ein Krach da auf dem Hof!
Ein Klappern, Kreischen, Trampeln, Laufen,
als wäre op de Deele Schwof
mit aufgescheuchtem Hühnerhaufen!

Da seht euch bloß die Krüppel an,
wie flink die Brüder sich bewegen –
als wärn die Beine wieder dran.
O Herr, gib ihnen Deinen Segen!

Du schlägst nach Willn die Kreatur,
lässt sie nach Willn auf Rosen liegen.
Mein Gott, wie tummeln die sich nur,
wie Viecher, die zu fressen kriegen!

Der Napf ist ja schon lange leer,
da ist kein Krümelchen zu hoffen,
sie aber schnappen noch nach mehr,
die Mäuler unersättlich offen.

Wo das wohl seine Glieder ließ?
Ach, ’s ist ja Krieg hier allerorten,
ein Haun und Stechen, Schlag! und Schieß!,
dass Feldherrn blut’gen Lorbeer horten.

Nein, dies Geheule, dies Gekreisch!
Wann die wohl endlich Ruhe geben!
Steht nicht geschrieben, dass von Fleisch
allein die Menschen doch nicht leben?

Die gute Frau hat’s auch nicht dick.
Der Herr mag ihre Güte lohnen
und unsereins vor so’m Geschick –
drei Kreuze! – hoffentlich verschonen!

Die Burschen tun mit herzlich leid.
Wie gierig sie nach Leben hungern!
Zu nichts mehr nütze vor der Zeit –
und müssen auf der Gasse lungern!

Du weißt, ich gebe gern, mein Gott,
und kann ‘nem Heller leicht entsagen,
doch wie die Deinem Bild zum Spott
so völlig aus der Menschheit schlagen!

Ein Totentanz besondrer Art –
Gerippe nicht, doch Leibruinen,
des Elends bittre Gegenwart,
die dürftig sie mit Krücken schienen.

Verzeih! Wie Du barmherzig bist,
so sollen wir die Armen nähren –
als Deines Namens würdig: Christ,
mit ihnen unser Brot verzehren.

Warum indes Dein Strafgericht?
Trifft sie nicht selber auch Verschulden?
Für Pack, das gottlos, geb ich nicht,
sitzt mir auch locker sonst der Gulden.

Trägt ja ins Wirtshaus jeden Deut,
man weiß doch, wo es immer endet.
Wie Weizen, in den Wind gestreut,
wär unser Scherflein so verschwendet.

Des Nächsten Not geht einem nah,
doch tu man nicht zu viel des Guten,
am Ende steht man selbst so da
und muss noch für sein Mitleid bluten!

Nun ja, so schwatzt des Volkes Mund,
doch meiner schwatzt nicht nach den Leuten.
Dies Bild tut meine Meinung kund –
ihr müsst es nur noch richtig deuten.