Dringender Appell

Dringender AppellWie eklig schleicht mir auf dem Pelz,
was andre warm begrüßen,
ein Sud mit dem besondren Schmelz
von ungewaschnen Füßen.

Wie eine Hand fühlt er sich vor
auf feuchten Fingerspitzen,
als ob ein Zauber ihn beschwor,
allez!, nie still zu sitzen.

Jetzt hat den Nacken er erreicht,
jetzt holt er sich den Rücken,
die Schultern gar, die ungeweicht
sich gern mit Kälte schmücken.

Schon ist der ganze Leib bedeckt
mit fauligem Geklebe,
aus allen Ritzen läuft und leckt
mir Saft aus dem Gewebe.

Das Hemd, so frisch und wolkengleich,
verfiel zum nassen Lappen:
die Hosenbeine pflasterweich
an schwamm’gen Schenkeln pappen.

Im Fieber gleichsam glüht die Stirn,
wie Lava glühn die Wangen,
es glüht das bisschen Menschenhirn
wie unter Schmiedezangen.

Wie im Kokon die Larve schmort,
dass schön sie sich verpuppe,
so hock ich hier, von Schweiß umflort
vom Schädel bis zur Kruppe.

Doch modelt mich nicht zum Apoll
die Rosskur, die ich leide,
ich werde nicht, so jammervoll,
verjüngt zur Augenweide.

Im Gegenteil: Er schreckt mich eh’r,
der Balsam dieser Schwüle,
als ob’s die Letzte Ölung wär
für meine Lebensmühle.

Ich weiß: Dagegen hilft kein Kraut,
hier kann die Zeit nur heilen.
Der Herbst, der Reif und Nebel braut,
er möge sich beeilen!