Ein Hammerhaus

Halb zwölf. Und keine Nachbarn hauen
noch wild auf ihre Wände ein.
Ob in die Glotze sie jetzt schauen,
den Hammer im Reliquienschrein?

Ob in die Kissen sie gesunken,
erschöpft vom Rhythmus ihrer Hand,
die nach so viel geschlagnen Funken
total erschlafft und ausgebrannt?

Wer weiß. Ich jedenfalls genieße
die Ruhe, die jetzt eingekehrt,
und ungestört in Verse gieße,
was immer mir erwähnenswert.

Die Bürgerpflicht zur Maskerade
bestimmt auch heut das Straßenbild,
damit aus der Gesichtsfassade
nichts Feuchtes in die Lüfte quillt.

Dazu begann die zweite Phase
nach staatlichem Entspannungsplan –
man lupft den Griff leicht an der Nase,
doch öffnet nicht den ganzen Hahn.

Doch ist nicht von der Hand zu weisen,
dass man noch immer Fesseln trägt.
Wann werden wieder Flieger kreisen,
dass nicht umsonst sich Heimweh regt?

Noch sind die Grenzen fest verschlossen,
ich komm zurzeit hier nicht vom Fleck –
allein mit meinem Musenzossen
setz locker ich darüber weg.

Indessen auch nur in den Träumen,
die mir die Fantasie verleiht;
sie zählt nicht in den Landschaftsräumen
der schlagbaumfreud’gen Obrigkeit.

Ein Weilchen also ich noch glucke
in meinem meerbespülten Nest,
gewappnet mit Geduld und Spucke,
bis man mich endlich ziehen lässt.

Ich schätze, dass es ein paar Wochen
auf alle Fälle doch noch braucht.
So lange werden meine Knochen
noch in dies Wechselbad getaucht.

Am Tage Hämmern, Klopfen, Bohren,
womit man laut sein Handwerk preist,
indes es beinah mir die Ohren
bis rauf zum Trommelfell zerreißt.

Dann abends endlich wieder Frieden.
Beim Schreiben lausche ich dem Meer.
Doch was ist schon gewiss hienieden?
Fast zwölf. Und plötzlich hämmert wer!