Ein rundes Wiegenfest

Ein rundes WiegenfestNun bin ich also reingeschlittert
mit diesem üblichen Tamtam –
beküsst, beglückwünscht und beflittert,
geduldig wie ein Osterlamm.

Ein Gasthof halbwegs auf dem Lande
gab seinen letzten Tisch uns her.
Da hockten wir als Viererbande
und putzten unsre Teller leer.

Mir war nicht feierlich zumute,
doch fühlte ich mich angeregt,
wie wenn man von der graden Route
sich schnell mal in die Büsche schlägt.

Ist das nicht mehr als man erwarten
von einem Freund der Weisheit sollt?
Die Zeit kennt Pausen nicht und Sparten,
wie ’n Stern sie einfach weiterrollt.

Da ist kein Punkt, um einzuhaken
des Lebensschiffchens Haltetau,
nur Öde ohne Bojen, Baken,
geschweige denn ‘ner Meerjungfrau.

Und dies sogar einmal beiseite:
Wer setzte uns den Floh ins Ohr,
dass eitel Glück es uns bereite,
rückt unser Zeiger weiter vor?

Der Tag, den man nach Brauch und Sitte
mit Segenswünschen reich belädt,
erscheint mir nach der Lebensmitte
wie eines nahen Ends Prophet.

Und Jahr für Jahr hört man ihn schreien
nur umso lauter unbeirrt,
als er beim Ende-Prophezeien
allmählich immer sichrer wird.

So kaute ständig die Gedanken
im Hirn ich eifrig hin und her,
als ob mit Backen und mit Banken
ich nicht genug beschäftigt wär.

Dann war das Mahl auch schon zu Ende,
die Rechnung rauschte aufs Tapet.
Ein Stückchen Fett, ein Eckchen Lende –
der Rest, der vor die Hunde geht.

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