Eine Art Kirchgang

Eine Art KirchgangWeit steht die große Pforte offen,
denn heute ist der Tag des Herrn,
und alle, die auf Christus hoffen,
besuchen ihn besonders gern.

Die kleinen Glocken hoch im Giebel,
sie sammelten die Schäfchenschar
so aufgeregt zum Wort der Bibel,
dass sie sich überschlugen gar!

Die eine klang ein bisschen heller,
die andre gab sich dumpf und tief –
und eiferten, wer denn wohl schneller
das Volk zur Frohen Botschaft rief.

Die Kirche, die von Wuchs bescheiden,
erweckt gleichwohl Bewunderung:
Die weißen Wände gut sie kleiden
und der Fassade kühner Schwung.

Die Glöckchen und das Kirchgebäude,
die ihr soeben kennen lernt,
sie stehn zu meiner großen Freude
nur einen Steinwurf weit entfernt.

Muss nur mich aus dem Fenster beugen,
und alles mir vor Augen liegt –
und kann der Muse so bezeugen,
dass blickfangfrische Kost sie kriegt.

Wird feindlich sie zur Kenntnis nehmen,
dass ich auf fremder Götter Spur?
Kein Grund, o Muse, dich zu grämen:
Mein Tempel heißt Architektur!

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