Falscher Verdacht

Falscher VerdachtSelbst wenn ich’s nicht vor Augen habe,
im Rücken spür ich’s irgendwie
mit der ihm eignen Sehergabe,
die ihm der sechste Sinn verlieh.

Ja, mag es nachts auch schläfrig schweigen
im flachen Atem seiner Welln,
ich hör es falln und hör es steigen
und landwärts bis zur Brandung schwelln.

In Träumen fühl ich es noch flüstern,
als wär’s ein fernes Wiegenlied,
dass es mit aufgerissnen Nüstern
mich in den tiefsten Schlummer zieht.

Wenn morgens wieder Autos brausen
und Straßenlärm das Ohr bedrängt,
dann hör ich in den kurzen Pausen,
wie’s rauschend seine Mähne schwenkt.

Und lauf ich auf der Promenade,
wenn Sternenlicht am Himmel steht,
in seinem Fluidum ich bade,
das schwer und lautlos mich umweht.

Jetzt eben lässt es sich vernehmen
ganz deutlich zu der stillen Stund –
ja, ganz als ob sie näher kämen,
die Welln aus ihrem weiten Rund.

Fast schon, als ob sie draußen stünden,
dass gleich die Flut mich überfällt –
ich raus, die Sache zu ergründen:
In Regen, ach, ertrinkt die Welt!

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