Gesprächstechnik

GesprächstechnikDer Technik haben wir`s zu danken,
dass wir uns zügig kontaktiern
und über alle Landschaftsschranken
den roten Faden nicht verliern.

Fand einst selbst über kleine Strecken
man höchstens mit Gebrüll Gehör,
kommt heut bis an der Erde Ecken
man flüsternd wie ein Rossdompteur.

Das sollte man nicht Fortschritt nennen –
`nen Laberkasten im Gepäck,
dass wo wir rasten oder rennen
er uns die neuste Nachricht steck?

Und in gewissen krassen Fällen
ist so was schließlich Goldes wert –
zum Beispiel um ein Gleis zu stellen,
auf dem man in die Klinik fährt.

Um einen Notruf abzusetzen,
fasst man in seine Tasche bloß
und holt sich aus den „Tempo“-Fetzen
Gerät samt Nummer auf den Schoß.

Doch alles, was wir so erfinden,
geht über seinen Zweck hinaus,
so dass wir leicht ans Bein uns binden
Effekte Marke Irrenhaus.

Denn statt es sinnvoll zu verwenden
fürn wichtigen Gedankentausch,
behält man`s permanent in Händen
zum ambulanten Dauerplausch.

Da labert man des Laberns wegen,
als ob der Hafer einen stäch,
um irgendwie sich abzuregen
im Dialog – heißt Selbstgespräch.

Und wie im Beichtstuhl sozusagen,
wo man den Lauschenden nicht sieht,
kann leichter man zu Markte tragen,
was sonst dem Lippen nicht entflieht.

Drum hält sich der Gewinn in Grenzen,
den uns auch diese Kunst gewährt,
indem wir findig sie ergänzen
durch dies und jenes Troja-Pferd.

So könnt ich lang das Hirn verrenken
des Fortschritts wegen unsrer Zeit –
doch, ach, es hat sich was mit Denken:
Es klingelt grade. Tut mir leid…