Höhenflug

HöhenflugZur Stunde, da die Straßen schweigen
und Licht sich in den Mauern rührt,
hock ich mich hin, um zu besteigen
den Pfad, der zu den Musen führt.

Wie rau er ist und stark gewunden,
wie er so steil zum Gipfel klimmt!
Und muss ihn ganz allein erkunden,
da keiner an die Hand mich nimmt.

Ein Kerzlein nur mit trübem Scheine
durchzittert mir die Dunkelheit,
und nirgends seh ich Meilensteine,
die stumm mir sagten, noch wie weit.

Da kommt mir wenigstens entgegen
der Trank, den ich als Zehrung hab,
dass ich auf solchen wüsten Wegen
nicht trocknen Halses weitertrab.

Und kein Gedanke, aufzugeben,
geht’s weiter auch nur Stück für Stück!
Sich zu den Göttern zu erheben,
braucht’s eher Zähigkeit als Glück.

Zumal ich ja schon diese Zeilen
nach oben kraxelnd mir ersann,
dass nach dem Aufstieg ich, dem steilen,
mich als Poet beweisen kann.

Schon seh ich aus den Schatten schimmern
geheimnisvoll ein großes Licht,
so groß, wie’s aus den tausend Zimmern
gigantischer Paläste bricht!

Parnass! hör ich mich bebend flüstern
und wie es lauter schlägt, mein Herz,
und bang nach diesem Meer von Lüstern
schlepp ich mich weiter himmelwärts.

Doch an dem Tore angekommen,
auf dem doch meine Hoffnung ruht,
wie matt fühl ich mich und beklommen,
wie kraftlos, ach, und ohne Mut!

Ich wage nicht, an ihr zu rütteln,
an dieser Pforte hoch und hehr,
aus Angst, die Musen möchten schütteln
sich vor Gelächter wie Homer

Wenn sie den Streuner da erblicken
mit seiner Verse dürft’ger Fracht
und ohne Einlass heim ihn schicken
durch eine finsterere Nacht.

Aus freien Stücken ich verlasse
für heut der Dichtung heil’gen Grund.
Doch glaube keiner, dass ich passe!
Zu andrer Straßenschweigestund…

Schreibe einen Kommentar