Hymenäus

Ein Kirchlein, müsst ihr nämlich wissen,
schräg vis-à-vis vorm Fenster steht,
das gibt sich immer sehr beflissen,
wenn’s um die letzten Dinge geht.

Dann lässt es seine Glocken schallen
mit ernstem oder heitrem Klang
und so auch die Gefühle wallen
für Trauer oder Festgesang.

Heut Hochzeit. Und die Klöppel klettern
bis zu den höchsten Tönen auf,
ein Paar vor den Altar zu schmettern,
dass sich’s zur Eh‘ zusammenrauf.

Der Tempel, klein und zweiter Klasse,
war, logo, schon gerammelt voll,
als Kanas ausgeschlossne Masse
noch heftig auf den Vorplatz quoll.

Wo ja die Gaffer aller Sparten
das gleiche Schicksal stets vereint –
engelsgeduldig drauf zu warten,
dass Braut und Bräutigam erscheint.

Mehr kann ich euch nun nicht berichten,
vom Chor und vom Altare nicht,
von Riten und von Heilsgeschichten
und aller andern Priesterpflicht.

Und mochte auch nicht länger spähen
durch der Gardine schmalen Spalt,
dass nicht vom Dach die Hähne krähen,
da lauert wer im Hinterhalt!

Drum jäher Rückzug ins Private –
was gehn mich fremde Feste an?
Im warmen Dämmer meiner Kate
die Neugier mir wie Wachs zerrann.

Nur kurz geblickt, zu konstatieren,
dass Brauchtum nicht so leicht verstaubt –
und Glöckner nicht den Job verlieren,
solang man noch an Märchen glaubt!