Im Zwielicht der Klause

Im Zwielicht der KlauseNoch kann man alles gut erkennen;
doch lautlos steigt die Schattenflut,
mit Finsternis zu überrennen
den letzten Hauch der Mittagsglut.

Des Tages sommerliche Schwüre,
mit heißem Atem ausgehaucht:
auch dieser Nacht noch Ouvertüre,
lauwarm indessen und verbraucht.

Dass dieses schwüle Unbehagen
nicht lähmend auf die Lyra fällt,
hab ich den rebenfreud’gen Magen
auf Gerste heute umgestellt.

Im Übrigen die Requisiten,
die euch als Kennern ja vertraut:
Herd, Kerze – nicht zu überbieten,
wenn nächtlich man ein Liedchen braut

In seiner Alchimistenküche,
wo man nach Kräften sublimiert,
dass aus dem Sud zerkauter Sprüche
der Weisheit Gold kristallisiert.

Und wie die Alten halb besessen,
zufrieden doch verfolgt ihr Ziel,
so hock ich heute selbstvergessen,
‘ne Handbreit Glück stets unterm Kiel.

O wie das Schicksal mich begnadet
und Segen übers Haupt mir gießt,
so dass es wirklich nicht mal schadet,
wenn keiner meinen Schmonzes liest!

Im Frieden seine Leier zupfen
und fröhlich seinen Teller leern
und außer jährlich einem Schnupfen
mit sonst nichts weiter sich beschwern

Scheint mir der Gipfel der Vergnügen,
die uns das Leben bieten kann,
und, um dies noch hinzuzufügen,
ein kleines Schlückchen dann und wann.

Das mag nicht sehr bedeutsam klingen,
setzt man auf Ehre, Ruhm und Geld –
doch grad an so banalen Dingen
fehlt’s allenthalben auf der Welt.

Zwar kann ich hören nichts und sehen,
die Finsternis ist gar zu groß.
Doch fühl ich Augen daraus flehen,
die mich beneiden um mein Los.

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