Kalendergeschichte

Klein war er einmal und bescheiden
und doch zufrieden und vergnügt;
an was konnt er sich nicht schon weiden –
ein buntes Bildchen hat genügt!

Ein Engel oder ‘ne Trompete,
ein Häuschen, pfefferkuchenschwer,
‘ne Mühle, die sich lustig drehte,
zur Freude brauchte er nicht mehr.

Dann aber kam er in die Jahre
und mit ihm wuchs der Appetit,
dass er die virtuelle Ware
für wirkliche in Zukunft mied.

Und so am Ende ‘ner Dekade,
nur übern Daumen mal gepeilt,
war schließlich dann die Schokolade
in seinem Kopfe fest verkeilt.

Da ist sie aber nicht geblieben,
grad weil im Munde sie zerfloss,
denn häufig hört man auf zu lieben,
was man im Übermaß genoss.

Entzog ihr plötzlich das Vertrauen
und ist zu Neuem umgeschwenkt,
sofern es klein und zu verstauen
in einem Raume, der beschränkt.

‘ne Auswahl edler Kaffeesorten,
Gewürze aus dem Orient
und für der Nase luft’ge Pforten
ein ganzes Düftesortiment.

Wenn’s weiter geht so wie am Schnürchen
und keiner ihn im Zaume hält,
dann winkt ihm hinter seinen Türchen
gewiss schon bald das große Geld!

Mein eigener Adventskalender,
der ist noch von der alten Art –
tagtäglich ein Geschichten-Spender,
in Bilderbüchlein aufbewahrt.