Kleine Sinnsuche

Kleine SinnsucheWie einem Dasein Sinn verleihen
von derart flüchtiger Natur,
dass ruck, zuck sich die Tage reihen
wie Perlen auf der Büßerschnur?

Da hat wohl jeder ‘ne Methode,
mit der er seinen Frust verdrängt,
auf dass er aus dem Herzen rode
die Ängste, die da eingesenkt.

So kann man sich in Arbeit stürzen
in Blaumann, Kittel oder Frack,
mit „Leistung“ und „Erfolg“ zu würzen
des Lebens faden Beigeschmack.

Man kann auch in Vergnügen tauchen,
in denen man total versinkt,
wie Fußball, Pop und Kettenrauchen –
lässt man sich leiten vom Instinkt.

Gibt man dem Geist indes die Ehre,
erfüllt die Klassik diesen Zweck –
der Kunstfreund stopft desselben Leere
mit Shakespeare, Schiele oder Egk.

Auch der Verfasser dieser Zeilen
sucht Zuflucht im Delirium –
beim angestrengten Versefeilen
vergisst er alles ringsherum.

Und doch, in lichten Augenblicken
wird diese Scheinwelt ihm bewusst
mit ihren Mikromenschgeschicken
und ihrer aufgesetzten Lust.

Dann schaut er auf zum Sternenhimmel
und wachen Auges ihn durchmisst,
und weiß, dass in dem Lichtgewimmel
die Sonne seine Heimat ist

Um die wir mit dem Globus kreisen
wie Pluto, Venus und Merkur –
ein Haus, ein schwankendes, auf Reisen
nonstop im Nichts, rund um die Uhr.

Besiedelt von ‘ner Biomasse,
die in den Erdendreck sich duckt
und, dass nicht Schwindel sie erfasse,
erst gar nicht in die Tiefe guckt.

Kein Wunder! Muss doch deprimieren,
was schon ein flücht’ger Blick verrät:
Milliarden Körper, die rotieren,
doch nichts, was um den Sinn sich dreht.

An alln unzähl’gen Weltenecken
pflegt man den Schwung als Zeitvertreib
und scheint nichts andres zu bezwecken,
als dass man in Bewegung bleib.

Darum die Klüsen fest verrammeln
vor dieses Kosmos Affentanz
und Briefmarken zum Beispiel sammeln
als seines Lebens Glück und Glanz!

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