Kleiner Unterschied II

Kleiner UnterschiedJa, ja, ihr müsst euch nicht bemühen,
ich weiß schon, was ihr sagen wollt:
Dieselben Sterne sind’s, die glühen,
derselbe Mond ist’s, der da rollt.

Der Bruder und die tausend Schwestern,
natürlich bleiben die sich gleich,
sind selbst auch sie nicht die uns gestern
gestrahlt vom hohen Himmelreich.

Doch werden sie nicht drunter leiden,
dass wieder sie ‘nen Tag verlorn,
sie können ewig weiter weiden
und ewig weiter ungeschorn.

Die Schafe aber, die hienieden
das Bittergras der Erde kaun,
gehn ein bald in den letzten Frieden,
um weiß der Teufel was zu schaun.

Da drüben diese Hausfassaden:
wie Zeit, in Glas und Stein geprägt,
und hängt doch schon am seidnen Faden
ein jedes Herz, das da wo schlägt.

Das ew’ge Gleichmaß unsrer Tage,
die Stunde, die nur heimlich flieht,
verschweigen, dass die Lebenswaage
beständig uns zu Boden zieht.

Und eines Tags, die Sterne rollen,
der Mond glüht wieder rosig frisch,
ist der Poet im All verschollen.
Ein Weinfleck trocknet auf dem Tisch.

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