Nachbar Noah

Nachbar NoahDa liegen friedlich sie und schnarchen
sich von des Tages Sorgen frei
in ihren fest vertäuten Archen
fernab vom Immobilienhai.

Und keine Sintflut kann sie schrecken,
kein Blitz, der aus den Wolken fährt,
kein Donner sie aus Träumen wecken,
der sie das große Fürchten lehrt.

Die städt’schen Fluten eher nippen,
Naturgewalt ist zahm und matt;
kein Schiff zerschellt hier an den Klippen,
keins landet auf dem Ararat.

Die einzigen Erschütterungen,
die Angst bereiten und Verdruss,
entstehn, wenn höher sich geschwungen
die Miete, die man löhnen muss.

Was allerdings nach fester Regel
sie rhythmisch immer wieder tut,
indem ihr Spiegel und ihr Pegel
nach oben rückt in Richtung Flut.

So füllt der Hai sich seine Scheuer –
Tribut, dass er nicht tödlich beißt
und dieses Archenabenteuer
mit weitem Rachen nur umkreist.

Das Gute nur bei allen Lasten,
wie sie beharrlich sich erhöhn:
Ich halt’s wie Noah mit dem Kasten
und trink ihn mir mit Trauben schön.

 

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