Krieg und Frieden

Kaum dass des Staates höchste Posten
an ihn und seine Clique fieln,
beginnt, die Macht voll auszukosten,
er mit dem Feuer schon zu spieln.

Denn mit dem Hang zum Größenwahne,
an dem es Herrschern meist nicht fehlt,
schwört er bei jedem Fetzen Fahne,
dass Größe man nach Schlachten zählt.

Und schickt auch folglich bald zu Felde
des Lands geballte Waffenkraft,
dass sie von früh bis spät ihm melde,
wie viel sie schon dahingerafft.

Zunächst noch lediglich Soldaten
(man stellt sich ja der Welt zur Schau),
doch aus den Fugen erst geraten,
nimmt so ein Krieg es nicht genau.

Denn ist sie einmal abgeschossen
die Kugel aus dem Sturmgewehr,
dann treibt sie ihre blut’gen Possen
mit Müttern und mit Militär.

So trifft es wahllos den und jenen,
ob Kämpfer oder Zivilist,
zu immer neuen Sterbeszenen,
an denen seinen Ruhm er misst.

Zum Schießen und zum Bombardieren
man immer ehr und schneller lädt,
dass ohne Mord und Massakrieren
die Sonne nicht mehr untergeht.

Doch stark sind überall die Mauern
und Helden überall beliebt –
da kann es schon mal Jahre dauern,
bis sich der Schwächere ergibt.

Dann ist sein Land ein Trümmerhaufen,
der Hunderttausende begräbt,
und die noch trostlos darauf laufen,
sie haben ungern überlebt.

Jetzt fehlt’s an Futter den Kanonen;
sie haben ihren Job gemacht
und die Geschlechter, die hier wohnen,
fast flächendeckend umgebracht.

Postwendend dann die große Biege:
„Für Frieden ist es nie zu spät.
Mehr als der Sieg in diesem Kriege
freut der mich der Humanität!“

So der Aggressor vor der Presse.
Dann Pose für ein Gruppenbild,
ein schiefes Lächeln in der Fresse
des Schurken, der auch Kinder killt.

Erleichterung bei den Nationen,
im ganzen feigen Gaffer-Kreis.
Sie werden‘s ihm wohl gar noch lohnen
mit dem begehrten Friedenspreis.