Soll Unflat ich in Verse gießen,
mir Reime aus der Gosse holn,
dass auf dem Beet der Musen sprießen
Gewächse, die ‘ne Sau empfohln?
Zwar muss es mir nicht keimfrei bleiben,
was man zur Lyra singt, steril,
doch auch nicht jene Blüten treiben,
die seuchenhaft der Sex befiel.
Um es euch näher zu erklären:
Hier seht ihr der Lektüre Spur,
die, meine Leselust zu ehren,
von einem Freund mir widerfuhr.
Roman. Ganz oben auf der Liste,
die für Verkaufserfolg man führt.
Und doch die ewig gleiche Kiste,
geschickt nach Schema F geschnürt.
Man nehme reichlich Mittelalter,
bekannte Größen ihrer Zeit,
Halunken, Huren, Schatzverwalter,
‘ne Untat, die zum Himmel schreit
Sowie ‘nen Bock, der seinen Ständer
in jede keusche Jungfer schiebt,
‘nen bullenmäß’gen Samenspender,
der’s allen geilen Müttern gibt
Und zu ‘ner Story es verrühre,
die ein’germaßen glaubhaft klingt –
wie dieses Helden Wahrheitsschwüre,
die erst die Folter ihm erzwingt.
Ja, außer den besagten Samen
muss literweise fließen Blut,
denn nur in diesem feuchten Rahmen
macht so ein Bestseller sich gut.
Gern wird der Leser auch verkraften,
der ja viel Krauses schon verdaut,
Verschwörungen und Bruderschaften,
die kaum der Autor selbst durchschaut.
Am Ende löst in der Schmonzette
in Wohlgefalln sich alles auf.
Bewegt begibt man sich zu Bette
und träumt gewiss vom Folgekauf.
Als früher man noch gut geschrieben,
warn solche Szenen ein Skandal.
Heut kräht kein Hahn nach diesen Trieben.
Doch heißt die Kunst jetzt: trivial.