Maiennacht

MaiennachtNa, endlich, nach der Tageshitze,
dringt etwas Kühle, heiß ersehnt,
erfrischend durch die breite Ritze
der Küchentür, die angelehnt.

Auf ihren leicht bewegten Schwingen
führt sie die Abendstille mit:
Geräusche, die im Nu verklingen,
verhallend rasch ein eil’ger Schritt.

Von Licht gesprenkelt die Fassaden,
Laternen, die schon glasig glühn.
Ein erster Hauch von Nebelschwaden
scheint Grau im Raume zu versprühn.

Mit tausend aufgeregten Händen
fuchteln die Bäume noch im Wind,
die längst mehr keinen Schatten spenden
und selber nur noch Schatten sind.

Schon züngelt auch die Kerzenflamme,
bedächtig, wie man Eiskrem leckt,
auf ihrem wächsern weichen Stamme,
der schmelzend sich vom Teller reckt.

Von Zeit zu Zeit ein dumpfes Fauchen,
das doch der Heizung nur entfuhr,
und plötzlich auf dem Brenner rauchen
zig Flämmchen wie auf einer Schnur.

Es wird ein langer Dämmer werden.
Erst hier und da ein Stern entfacht.
Die Uhr zeigt wohl schon Nacht auf Erden –
die Helle einer Maiennacht.

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