Masken in Blau

Hab heute ein Paket erwartet
und mocht nicht aus dem Hause gehen,
grad heute, da die Pflicht doch startet,
sich mit ‘ner Maske zu versehn!

‘ne Hundertschaft der blauen Binden
hängt irgendwo postalisch fest
und lässt mich keine Ruhe finden
in meinem stillen Küstennest.

Der Mummenschanz um Mund und Nase,
den man hier schließlich dekretiert,
ist eher Sinnbild einer Phase,
in der die Plage sich verliert.

Und darum umso mehr ich schmachte
nach diesem bunten Zubehör,
weil ich die Obrigkeiten achte
und auf ihr kluges Urteil schwör.

Ich darf mich nicht mehr blicken lassen
auf Straßen, wo das Volk flaniert,
und auch bis zu den Ladenkassen
komm ich hinfort nur noch maskiert.

Muss ich die Menschheit künftig meiden
im engsten Kreis von Heim und Herd?
Muss ich den Hungertod erleiden,
weil mir der Supermarkt verwehrt?

Wie so ein unscheinbarer Lappen,
der ruckzuck in die Tonne fällt,
wenn Keime aus dem Rachen schwappen,
mit einem Mal Gewicht erhält!

Doch müsst ihr euch nicht um mich sorgen,
der wird mir nicht zum Hungertuch,
ich schick wie immer euch auch morgen
den neusten Poesieversuch.

Worauf kann ich dies Statement stützen?
Beim Kramen schließlich ich noch fand
‘ne Menge dieser Gurgelmützen,
die jüngst ein Engel mir gesandt!