Mondlos

IchimagesGSEUM45C kann dir keinen Mond vermelden,
Romantik gaukelnd, Leserin,
und auch die Stern gewordnen Helden
zog’s heut nicht an den Himmel hin.

Ganz unbestickt wölbt sich die Decke
der Kuppel über die Kontur
der Dächer dieser Weltenecke,
die Hamburgs Staatsschiff stets befuhr.

Kein Wind. Die bunten Flaggen hängen
wie Schlachthausvieh so tot am Mast.
Nichts bläst den Straßenbaumgestängen
die letzte Schütte Laub vom Ast.

Und in die Schatten, die grundieren
dies stille Bild urbaner Nacht,
sieht feinen Dunst man sich melieren,
der sie ein bisschen grauer macht.

Die meisten Lider schon geschlossen
und vor den Fenstern zugeklappt.
Nur hier und da noch unverdrossen
ein Lichtlein trüb im Dunkeln tappt.

Kaum stören Autos noch den Frieden,
und wenn, dann in gedämpftem Ton.
Ja, wüsste man sich nicht hienieden,
man glaubte sich wer weiß wo schon.

Nichts rührt und regt sich auf den Gassen.
Die Stadt: Des Himmels Ebenbild
mit ihren trägen Häusermassen,
aus denen nur noch Schweigen quillt.

Mehr kann ich dir nicht bieten heute.
Verzeih mir, dass ich trotzdem schrieb!
Doch so ‘ne Stille wie ‘n Geläute,
die ist mir grade sonntags lieb.

Wie feierlich ist mir zumute,
nur weil’s der siebte Wochentag!
Mein Ross dann von parnass’schem Blute
besonders gern ich zäumen mag.

Erst wenn das Marktgeschrei verklungen,
die Börsen im Gesäß verstaut,
wird in den Sattel sich geschwungen
zum Sitz der keuschen Musenbraut.

Vielleicht wär’n lieber dir gewesen
paar Strudel in dem Versefluss?
Schön, dass du trotzdem fortgelesen.
Zum Dank mach ich jetzt endlich Schluss!