Nach langer Zeit

NachimagesHPLW0EVP langer Zeit ein Lebenszeichen
für dich, o Les’rin, exklusiv –
zur besten Zeit der Fernsehleichen
die Muse mich zur Feder rief.

Ein Ruf, dem gern ich Folge leiste,
nicht nur, weil Krimis mir egal,
nein, auch weil mir im Sinn schon kreiste
der Wunsch, ich schreib dir wieder mal.

Was also kann ich dir berichten?
Erwarte bitte nicht zu viel.
Ich komm dir hier nicht mit Geschichten
voll Schicksal im Balladenstil.

Mein Dasein gibt in kleinren Formen
weit besser dir sein Konterfei.
Es fällt nicht aus den Alltagsnormen,
dass heldenhaft sein Tenor sei.

Beschaulich fließen meine Tage
(doch drum nicht minder rasch) dahin –
ein Grund, dass ich die Lyra schlage
und mit dem Klang zufrieden bin.

Indes erquickt mich die Oase
der Kunst in diesen Wüstenein.
Ich bohr mir Verse aus der Nase
wie einen Quell aus Felsgestein

Und lass zum Paradies erblühen
die Küche, dass sie nur so strotzt
von Früchten, die mit vielen Mühen
der Dürre rings ich abgetrotzt.

Ich meine die der geist’gen Sorte,
doch fehlt’s auch an profanen nicht:
Rosé, den ich im Kühlschrank horte,
und Tapas als mein Leibgericht.

Da kau ich grade weiße Bohnen,
in rote Tunke eingelegt,
wie sie schon Hellas’ Jungschwadronen
zum Agon weiland angeregt.

Du siehst, es hat sich nichts geändert,
seit meinen letzten „Brief“ ich schrieb.
Mein Leben, tja, es schlurft und schlendert
so unschuldsvoll wie ‘n Eierdieb.

Dir aber kann ich es bekennen,
versuch’s nicht mit dem „weißen Fuß“:
Oft wünschte ich, es möchte rennen.
Vor Glück. Vor Schrecken. Besten Gruß!

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