Neue Muse

BäckerNun sind die Lichter angegangen.
Die Dämmerung erstickt den Tag.
Laternen reiben ihre Wangen
an Windes Wellenschlag.

Aus den umdüsterten Fassaden
schaun trübe Fensterhöhlen her:
Im Mondlicht leuchtende Nomaden
in ihrer Nächte sand’gem Meer.

Vor mir die Kerze und die Flasche,
die angebrochen schon –
ich lieg den Musen auf der Tasche,
schnorr wieder mal Inspiration.

Sie mögen sich nicht knaus’rig zeigen –
schon juckt die Rechte willig mir,
zu brechen ihr motorisch Schweigen,
dass diese Strophe sie kreier.

Sie werfen auch vom Straßenpflaster
des Regens Echo mir herauf,
dass es in meinem Reimeraster
vollende seinen luft’gen Lauf.

Und, oh, auch diese schönen Züge
mir jener Dame in den Sinn,
der, wenn ich mich nicht selbst betrüge,
ich irgendwie gewogen bin.

Ich fand sie heut nicht an der Stelle,
wo sonst ich flüchtig sie genieß,
auch wenn den Blick ich auf die Schnelle
in alle Ecken schweifen ließ.

Ach, dieses wird genauso enden
wie jüngst, als schnöde ich genarrt:
Verdorrte Blumen in den Händen,
das Herz zu Stein erstarrt.

Derweil verzehrt es sich zur Neige,
das Flämmchen auf dem Stummel dort.
Die Zeit gebietet, dass ich schweige –
drum nur noch dieses letzte Wort.

Werd’s morgen denn erneut versuchen,
sie hinterm Ladentisch zu sehn –
ihr Lächeln hinter Quiche und Kuchen
lässt sogar gern mich Schlangestehn.

 

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