Nur Kleinkunst

Nur KleinkunstDer Abend will zur Neige gehen;
zur Hälfte ist das Wachs verbrannt –
doch dürftig sind erst die Trophäen,
die ich dem Helikon entwand.

Das trübe Fazit vieler Stunden,
da brütend überm Blatt ich hing:
dass ich den Ton nicht recht gefunden,
mit dem ich sonst mein Liedchen sing.

Doch soll’s Papier darunter leiden,
dass ihm der Schmuck der Kunst verwehrt?
Ich will in ein Gewand es kleiden,
das schlichter, aber nicht entehrt.

Bin schon dabei, daran zu stricken,
wozu mir eine Nadel reicht –
der Stift nur, der in Augenblicken
die größten Flächen überstreicht.

Drum fehlt nicht viel, es zu vollenden
in der geschilderten Manier
und ohne den Geschmack zu schänden,
dass er im Faden sich verlier.

Hab übertriebne Ambitionen
mit diesem Stück ich auch zerstreut,
würd meine Mühe es doch lohnen,
wenn’s, Leserin, dich trotzdem freut!

Ein Lehrstück! Sieh, mit welchen Tücken
man als Poet so kämpfen muss:
‘nem schweren Kopf, ‘nem Magendrücken –
und mit der Wanduhr Tinnitus.

 

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