Paradiesesfrieden

ParadiesesfriedenAus allen Fenstern atmet Frieden,
von aller Dächern Stille her,
als ob Jerusalem hienieden
wie jenes dort im Himmel wär.

Und aus der Häuserschlucht ein Rauschen,
als flöge da der Engel Heer
auf Flügeln, die sich immer bauschen
und immer fallen feucht und schwer.

Mit langen Schritten tasten Reifen
sich heim auf schlüpfrigem Asphalt,
und die verwaschnen Zebrastreifen
gebieten ihnen nicht mehr Halt.

Laternen dämmern in das Dunkel,
ihr Haupt gebeugt von Schläfrigkeit,
und Dunst erstickt das Sterngefunkel
wie Rauch, den man den Göttern weiht.

Und was da unten auf der Straße
an Lärm nun nicht mehr steigt und fällt,
verschwindet in dem gleichen Maße
hier oben auch in meiner Welt.

Behaglich räkelt sich das Feuer
auf seines Dochts verkohltem Grund,
geduldig wie ein Wiederkäuer
der Gräser wälzt im Mühlenmund.

Und an der Wände glatten Fliesen
und wo sie die Tapete hüllt
erhebt sich gleich bizarren Riesen
der Möbel scheues Schattenbild.

Was meint ihr von dem smarten Kasten,
der gerne große Töne spuckt?
Genau. Ein Druck auf seine Tasten –
da hat er sich nicht mehr gemuckt.

Und ich, im Auge dieser Stille,
ich schlürfe Antipodenwein,
flöß mit Australiens Rebenpille
mit jedem Schluck mir Schlummer ein.

Ein Wunder, dass bei solchem Tropfen
ich’s überhaupt so weit gebracht –
er hätt mir ja das Maul auch stopfen
schon können, nun, bei Nummer acht.

So seht mich denn mit stolzem Busen
und würd’gen Schritts zu Bette gehn,
der Liebling immer noch der Musen –
zählt nur die Strophen: über zehn!

 

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