Viel hat sie eben nicht zu sagen.
Im Allgemeinen gibt sie Ruh.
Ihr Flämmchen weiß sich zu betragen
und zwinkert mir nur mäßig zu.
Ganz schwerelos schwebt’s auf der Säule,
die so vergänglich modelliert
mit Wachs, das sich in feuchter Fäule
um den gekrümmten Docht verliert.
Im Brustkorb aber, welches Glosen!
Gespenstisch wie ein Röntgenbild,
wenn ohne Hemd und ohne Hosen
den Wunsch man nach Erleuchtung stillt.
Nun ja. Doch einmal Spaß beiseite –
hat’s denn so eine Kerze leicht?
Wenn wenigstens ein Pfaff sie weihte!
Doch hier, wo trostlos sie verbleicht …
Kein Laut kommt über ihre Lippen,
ihr Schicksal nimmt sie klaglos hin:
ein Dasein vor den Heizungsrippen
der Küche, deren Chef ich bin.
Ob sie es liebt, sich zu verzehren
in einer Glut, die niemand teilt –
so wie das Licht in eis’gen Sphären
den Sternen hoffnungslos enteilt?
Könnt ich in ihrer Seele lesen,
ich glaub, ein Abgrund tät sich auf;
wie anders auch bei einem Wesen
mit so ‘nem heißen Lebenslauf!
Doch selbst, wenn wir sie niemals finden,
die Sprache, die als Brückenschlag
des Schweigens Schluchten überwinden
und sicher sie ergründen mag
Sind aufeinander angewiesen
wir auf Gedeih und auf Verderb,
dass – Eiche, Linde, seid gepriesen! –
nicht eines vor dem andern sterb.
Wann immer ich mit plumpen Händen
geflochten meinen Lorbeerkranz –
an allen Ecken, allen Ende
nährt er sich nur von ihrem Glanz.
Geradezu ein Kerzenwunder
am Abend häufig hier geschieht,
dass ich nicht produzier nur Plunder,
nein, manchmal gar ein hübsches Lied!
Mit ihrem friedlich-stillen Glühen
verströmt sie die Behaglichkeit,
die meinem musischen Bemühen
des Dichterpferdes Flügel leiht.
O je, so musste es ja kommen –
gleich ist sie völlig abgespeckt!
Das Wachs hat tierisch abgenommen,
am Teller fast das Flämmchen leckt.
Ich lass die Feder lieber fallen,
bevor sie leeres Stroh mir drischt.
Fort aus der Musen heil’gen Hallen:
Da seht ihr, wie mein Stern erlischt!