Meine Beatrice

Meine BeatriceDie Dame, die sich drüben immer
um diese Zeit im Fenster zeigt –
ich weiß nicht … dunkel alle Zimmer,
die Mauer, die Fassade schweigt.

Die drei Gevierte nur daneben,
in eine Reihe hingestreckt,
so gelb sich da wie gestern geben –
wie’n Büffel, der die Zähne bleckt.

Wo, die ich nie von Nah gesehen,
dern Angesicht mir stets verhehlt?
Verwundert muss ich eingestehen,
dass mir die Unbekannte fehlt!

Ja, diese schwarze Silhouette,
tief auf die Fensterbank gedrückt,
als ob sie schwer zu tragen hätte,
wenn sie so auf die Straße guckt

Und die doch weich in den Konturen
und voller Anmut sich bewegt,
dass man den Blick auf ihre Spuren
nur ungern wieder niederschlägt.

So mag der göttergleiche Dante
ganz selig sanft erschauert sein,
als dieses süße Bild ihn bannte
in einer Kirche Dämmerschein

Und er fortan in seinem Leben
gefolgt des Herzens eitlem Ruf,
dass wie ‘nen Dom mit Schiff und Streben
er ein gewalt’ges Lied erschuf.

Doch meine Beatrice drüben
befördert nicht der Verse Kraft.
Die Liebe muss ich wohl noch üben,
die unerwidert Großes schafft.

 

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