Raumaufteilung

Hat als gewohnte Arbeitsstätte
man ein Büro, egal wie groß,
dann auch ‘ne Schar Kollegen, nette,
und einen dicken Aktenstoß.

Doch selbst wenn die Kollegen nerven
und dieser Stoß nimmt überhand,
muss man sich nicht ins Wasser werfen,
es sei denn wo am Urlaubsstrand.

Nein, bitte immer hübsch dran denken,
wie vorteilhaft ein solcher Raum,
wo Arme wir und Beine schwenken
so frei wie einen Ladebaum.

Es ist ja jedem zugemessen
(sonst mit den Arbeitsschützern sprecht!),
und sei es gegen Chefint’ressen,
‘ne Fläche, wie sie artgerecht.

Na, und auch sonst: Man muss mal müssen,
entfernt sich, husch, von seinem Platz
und kommt zurück nach den Ergüssen
und schreibt zu Ende seinen Satz!

Auch zwischendurch mal Kaffee trinken
ist ‘ne Gewohnheit, die nicht stört,
und Börsenkurse drum nicht sinken,
weil Meier auf sein Tässchen schwört.

Ja, sollte dich der Jieper quälen
nach einem Wölkchen Nikotin,
kannst du dich vom Computer stehlen
und Posten vor der Tür beziehn.

Mit einem Wort, ‘ne Menge Pausen
versüßen dir den Arbeitstag,
und pünktlich kannst du heimwärts sausen
und nimmst die Deinen in Beschlag.

Dann ist schon wieder Wochenende;
der Leib, vom Joch der Pflicht befreit,
genießt die eigenen vier Wände
und macht sich auf dem Sofa breit.

Wir wolln den Urlaub nicht verschweigen,
dem freudig wir entgegenschaun
und wo am Schluss wir dazu neigen,
für immer in den Sack zu haun.

Das muss man sich vor Augen halten,
wenn man damit einmal vergleicht
die paar verwegenen Gestalten,
denen ein Bruchteil davon reicht.

Sie brauchen nichts als ‘ne Kabine,
wo alles dicht an dicht gedrängt
und vieles (außer ‘ner Gardine)
platzsparend von der Decke hängt.

Und diese Dinge, die da kleben
wie fette Fliegen an der Wand,
man muss geschickt zu ihnen schweben,
sonst kriegt man sie nicht in die Hand.

Wie wir wohl aus der Wäsche schauten,
hätt unsern Auslauf man halbiert!
Doch so ‘ne Crew von Astronauten
ist nicht auf Luxus abonniert.

Im Wahnsinnstempo sie da jagen
in ihrem Sternensonderbus,
dass wie ein Treck von Kinderwagen
die Formel 1 erscheinen muss.

Und zwar in einer solchen Höhe,
dass unterm Mikroskop man nur
die Wesen, kleiner noch als Flöhe,
entdeckte auf der Erdenflur.

Bringt ihre Kapsel sie auf Zinne?
Ein Blick nach draußen macht sie wett:
„Geräumigkeit“ im wahrsten Sinne,
das ganze All als Himmelbett.

Was wird indessen überwiegen?
Der Augenschein der Nichtigkeit
von Menschen, die sich da bekriegen
in immerwährndem Bruderstreit?

Oder der Wunsch, zurückzukehren
auf diesen scheinbar festen Halt,
den Fuß erneut zu spürn, den schweren,
auf Pflaster, Schotter und Asphalt?

Sie werden beides wohl empfinden,
doch sprechen’s nicht ins Mikrofon,
um nicht mit Galle zu verbinden
die zukunftsweisende Mission.

Ein weitrer Schritt, sich zu befreien
aus diesem großen Narrenschiff,
wo alle durcheinanderschreien
und keiner kriegt es in den Griff?

Mal angenommen, es würd klappen:
Man landet wo mit letztem Sprit –
und nähme doch die Narrenkappen
auf seiner langen Reise mit!