Mein Weihnachtsfest, wie soll ich sagen,
ist ohne Glanz und Gloria.
Mir reicht’s, die Zelte aufzuschlagen
wie stets der Krippe möglichst nah.
Werd also in der Küche hocken,
dass meine Fantasie sie nähr,
wenn in Sandalen (ohne Socken!)
ich Verse aus dem Bauch gebär.
Es bringt, um diese zu verehren,
kein König mir ‘ne Kostbarkeit,
doch werd vom Saft ich gerne zehren,
den willig mir die Rebe leiht.
Und da ich auf poet’schem Felde
der einz’ge Hirt wohl weit und breit,
erwarte ich auch nicht in Bälde
Besucher hier von dieser Seit.
Nicht einmal Freunde und Verwandte.
Nicht einmal Esel oder Ochs.
Doch bleib ich gerne der Verbannte,
der Eremit des dritten Stocks.
(‘nen Engel würd ich gern begrüßen,
der sich in meinen Stall verirrt
und gleichsam wie auf Freiersfüßen
beschwingt mir um die Ohren schwirrt.)
Ein Kerzlein ist ja stets zur Stelle,
beflackert heimelig den Raum
und dient mir mit bescheidner Helle
als ausgemachter Weihnachtsbaum.
Und blicke ich aus meinem Koben
zum klaren Winterhimmel auf,
seh ich im Lichtgestöber droben
den Stern von Bethlehem zuhauf.
Auf diese anspruchslose Weise
auch diesmal ich das Fest begeh:
so wie ich jeden Abend leise,
doch fest im Sold der Musen steh.
Und mit dem heiligsten Bestreben,
wie man es sich nur denken mag,
der Liebe will und Wahrheit leben.
Denn Weihnacht ist mir jeden Tag.