Rundblick

Rundblick, Gustave CaillebotteBesinnlich lass den Blick ich schweifen
durchs Bild, das mir mein Fenster rahmt:
Fassaden, die zu Funzeln greifen,
dieweil der Tag ins Dunkel lahmt.

Intimes Rot kann ich erkennen
und –flimmernd, flackernd – Bildschirmblau,
auch Birnen, die so käsig brennen
bei Folter nur und Leichenschau.

Davor erstreckt die lange Kette
der Autos sich, die abgestellt:
Erstarrtes Blech – die Schädelstätte,
das Golgatha der Fließbandwelt!

Den Himmel muss ich länger suchen,
da ihn kein Stern mir heut verrät,
nur feine Schleier ihn betuchen,
die keusch er vors Visier sich lädt.

Was ich nicht sehe, ist der Regen,
den Petrus aus den Wolken wringt
und der verrät‘risch mir entgegen
von nassen Reifen aufwärts klingt,

Die da mit gierigen Profilen
koppheister wirbeln am Asphalt
nach ihren zig urbanen Zielen –
die doch nur eines: Heim und Halt.