Schießsport

SchießsportNoch immer Spielball der Instinkte,
noch immer tierischer Natur –
so wie der Bulle, der beringte,
auf seiner stillen Weideflur!

Von halbwegs nur gezähmtem Wesen
und stets fragiler Friedlichkeit,
wird unvermittelt er zum Besen,
sobald man ihm ‘nen Vorwand leiht.

Dann wird das Großhirn ausgeschaltet,
in dem sich der Verstand versteckt,
und jenes kleine, ältre waltet,
das lieber Leidenschaften weckt.

Die Theorie. Im echten Leben
passiert das täglich ganz konkret.
Ich will hier nur ein Beispiel geben,
wie es für viele andre steht.

Da pirscht auf eines Schusses Weite
sich einer an ‘nen Löwen ran
und ballert voll ihm in die Seite
das Feuer, das ihn fällen kann.

Und mit der löcherigen Leiche,
die auch im Tod noch grandios,
verziert er seine Wohnbereiche
als Goliath und Gernegroß.

Die Katze hat ein Gnu gerissen
und wird als Raubtier angeklagt:
Doch was an diesem Mordsgewissen
des nimmermüden Nimrods nagt?

Der brüstet sich mit seiner Beute,
die „todesmutig“ er erlegt
auf ‘ner Safari, wie sie heute
‘ner Kaffeefahrt zu gleichen pflegt.

Nichts von Duell mit gleichen Waffen:
Das Wild braucht Fäuste für den Kampf,
indes die Jäger sich verschaffen
die Killerkunst von Pulverdampf.

Drum müssen sie auch niemals bluten,
es sei denn mit dem Abschusspreis,
den gerne in die Welt sie tuten
als ihrer Allpotenz Beweis.

Da lob ich mir die braven Jäger
von Tarascon in alter Zeit,
die, furchtbar nur als Zungenschläger,
‘ner Fliege taten nichts zuleid.

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