Nach diesen unterkühlten Tagen,
erstarrt in Frost und Trockenheit,
da hat es, wundersam zu sagen,
aus heitrem Himmel heut geschneit.
Und was das gleich für Schauer waren,
und wie sie stoben wüst und wild!
Die Autos sah man zwanzig fahren –
mit Häubchen auf dem Nummernschild.
Das war vielleicht ‘ne Karawane,
die über Schnee sich schob und Eis –
es fehlte nur die Deutschlandfahne
für einen Staatsakt ganz in Weiß.
Noch spät gewahrte Trauergäste
gemessen ich im Zuge gehen,
und auch die Flocken fieln noch feste,
dass schaurig schön es anzusehn.
(Glaubt nicht, dass ich euch jetzt besinge
die Welt mit Puderzucker überstäubt –
nein, meine zarte Dichterschwinge
vor diesem grausen Bild sich sträubt.)
Wie soll ich mein Gefühl euch schildern?
Was mich ergriff, was war es nur?
Ja, plötzlich wie auf alten Bildern
die Stadt, nun wieder ganz Natur!
Ach, wie nach Klarheit wir verlangen,
nach einer unverstellten Sicht –
doch grade die, zementverhangen,
gewährt uns diese Bauwut nicht.
Wir sehen nur die Wucherungen
aus Glas und Plastik, Stahl und Stein
und halten sie für höchst gelungen
als Dreh- und Angelpunkt fürs Sein.
Und wiegen uns im falschen Glauben,
dies mache unsre Welt schon aus.
Mag ihn der Schnee von heute rauben:
Der Kosmos unser Treppenhaus!