Sommerleid

SommerleidEin Tag so Ende Mai.
Die Luft ist schwer und schwül.
Mein Körper klebt wie Brei
im feuchten Amtsgestühl.

Ein Tag so Ende Mai.
Die Sonne brennt und sengt.
Der Himmel, blau hoch drei,
den Erdkreis sacht umfängt.

Ein Tag so Ende Mai.
Ich bete still um Wind.
Ein Tröpfchen mir dabei
den Nacken runterrinnt.

Ein Tag so Ende Mai.
Und jäh Gewölk zuhauf.
Was soll die Grummelei?
Gewitter ziehen auf.

Ein Tag so Ende Mai.
Der Regen prasselt schwer.
Doch alles rasch vorbei –
der Schwüle Wiederkehr.

Ein Tag so Ende Mai.
Wie doch der Herbst verwöhnt!
Dass niemals Sommer sei,
wenn man nur schwitzt und stöhnt!

Ein Tag so Ende Mai.
Viel fehlt nicht, und ich koch.
Gedanken, die sonst frei,
gehn jammernd unterm Joch.

Ein Tag so Ende Mai –
doch keiner, den man pflückt.
Anis und Akelei,
ich werd noch mal verrückt!