Sprachbarrieren

Lebt man in einem andern Lande
zig Meilen weit vom Mutterlaut,
ist es doch wirklich keine Schande,
wenn man sich sprachlich mal verhaut.

Hat früher öfter man gelächelt,
wenn jemand Deutsch geradebrecht,
sieht selbst man nun, wie leicht man schwächelt
bei Wortschatz, Beugung und Geschlecht!

Doch nicht, dass irgendeiner griene
noch dir an den Sentenzen feil,
nein, man verzieht hier keine Miene
und denkt sich höchstens seinen Teil.

So kann man zwar kein Schwätzchen halten,
das sich um tausend Dinge dreht,
doch immerhin die Kunst entfalten,
die sich aufs Minimum versteht.

So etwa an der Ladenkasse:
Gefragt, ob man ‘nen Beutel braucht,
reicht schon aus der Vokabelmasse
„ja“ oder „nein“, dahingehaucht.

Auch die Visite von Lokalen
nimmt ohne Hürden ihren Lauf:
„Ein Wein“, „ein Bier“ und „Bitte, zahlen“,
das hat der letzte Touri drauf.

Wie aber in ‘nem Tabakladen,
wenn du ‘ner Lulle auf der Spur?
Auch da musst du in Schweiß nicht baden:
Nenn einfach deine Marke nur!

Hat jeder auch ‘nen eignen Schnabel,
dass er an seinen Phrasen kau –
es ruht nicht wie im alten Babel
die ganze Arbeit gleich am Bau.

Mit Gesten kannst du und Grimassen
dir helfen, wenn die Worte fehln,
und zeichensprachlich ganz gelassen
auf deines Partners Scharfsinn zähln.

Zum Schluss kratz allen Polyglotten
ich doch ein bisschen noch am Lack:
Es gibt auch Leute, hartgesotten,
die pflegen ihren Bauernschnack.

Könnt noch so sehr die Ohren spitzen,
dass nichts die Botschaft euch verfälsch –
die Stimme schießt da durch die Ritzen
beharrlich nur als Kauderwelsch.

Da steht ihr wie der Ochs vorm Berge
und eure Lehrbuchweisheit mit –
vom Geistesriesen bis zum -zwerge
ist auch hienieden nur ein Schritt.

Was aber hat euch Koryphäen
auf einmal Grenzen denn gesteckt?
Das ist, vollkommen zu verstehen,
der eingeborne Dialekt!