Starke Reize

Starke ReizeDer alte Zweifel: Warum dichten?
Was ändert das am Lauf der Welt?
Gefühls- und Fantasiegeschichten,
die kaum noch wer für nötig hält!

Nicht mal, um sich zu unterhalten –
da bietet doch der Bildschirm mehr.
Kaum hingelatscht, ihn einzuschalten:
Ein Kommissar, gedankenschwer

Den letzten Todesfall zu lösen,
ein Mord, wie sich von selbst versteht,
wie auf der blut’gen Spur des Bösen
er standhaft in die Irre geht

Bis er mit Pauken und Trompeten
den Schuft, der äußerst ausgekocht,
samt den ermeuchelten Moneten
in den verdienten Karzer locht!

Ja, wer mit solchen prallen Reizen
sein Oberstübchen animiert,
trennt wohl nicht recht die Spreu vom Weizen
und schließlich den Geschmack verliert.

Die Poesie will keine Bilder,
die für das Auge vorgekaut.
Ihr Ziel ist, dass sie Dinge schilder,
die man im Innern selber schaut.

Da kann man aus den Träumen streichen
‘ne Leserschaft von größrer Zahl.
Doch einen einz’gen nur erreichen –
selbst Gott genügte das einmal!

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