Stürmische Nachlese

Stürmische NachleseHätt gern euch gestern schon berichtet,
hautnah gleichsam und aktuell
und wie gewöhnlich versverdichtet
von dieses Meeres Schwall und Schwell.

Bin leider nicht dazu gekommen.
Hatt noch ‘nen Torso von Poem,
den hab ich mir zur Brust genommen,
dass endlich er zu Potte käm.

Doch liegt mir lebhaft noch vor Augen,
was gestern meinen Sinn erregt,
und mag wohl fürn paar Zeilen taugen,
eh ’s mir die Zeit aus diesem schlägt.

Am Abend also, kurz nach sieben,
falls meine Küchenuhr nicht spinnt,
hat’s mich noch einmal rausgetrieben
in diesen unverschämten Wind.

Der hatte tags schon fix geblasen,
war keinen Augenblick erschlafft
und brüllte jetzt noch in Ekstasen
unzähmbar blinder Leidenschaft.

Den Palmen wollte er es zeigen,
die krümmten sich vor Schmerz und Schreck
und schlugen um sich mit den Zweigen,
als scheuchten sie ihn wieder weg.

Als Rührwerk hat indes gewütet
im Bottich er der salz’gen Flut,
die Wellenflur mit Schaum „behütet“
zu einem gräulich-grellen Sud.

Der brandete in wilden Sätzen
sich bäumend bis aufs feste Land,
dass die gesamte Bucht in Fetzen
von weißen Bändern eingespannt.

Südost. Entfesselt blies die Wogen
er zu gewalt‘gen Brechern auf.
Ich hab mich rasch nach Haus verzogen –
mit Rückenwind im Dauerlauf.

 

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