Stunde des Sandmanns

Stunde des SandmannsWie gedämpft von einem Deckel,
leise tönt der Stadt Gebrumm.
Und mit prallgefülltem Säckel
geht auch gleich der Sandmann um.

Licht begeistert noch die Dächer,
denen es den Scheitel wärmt.
Noch ist nicht der schwarze Rächer,
ist die Nacht nicht ausgeschwärmt.

Würden Glocken jetzt noch läuten,
wär das Stimmungsbild komplett.
Ähnlich mögen Moslems deuten
ihren Ruf vom Minarett.

Wie verträumte Lämmer treiben
Wolken wollig noch im Blau.
Staub auf meinen Fensterscheiben
färbt sie fälschlich mittelgrau.

Irgendwo aus fernen Ecken
flötet noch ‘ne Amsel her,
weiß der Teufel wen zu wecken,
dass er Antwort ihr gewähr.

Ganz hat sich von der Laterne
dieser Tag noch nicht getrennt,
die indes nur in der Ferne
hinterm Horizont noch brennt.

Alles in gewohnter Weise,
Säkulum für Säkulum
die berühmte Tagesreise
einmal um den Pudding rum.

Komisch, dass die olle Szene
dennoch nichts an Reiz verliert
und mich wie die Hippokrene,
Musenquelle, inspiriert.

Ach, die größten Wunder kriegen
eh wir im Gehirn nur mit,
so: dass wir auf Erden fliegen
im Kanonenkugelritt.

Und dass ohne Ziel wir sausen
auf dem Kreis verwandter Bahn,
Sonnenwinde um uns brausen
mörderisch als Lichtorkan.

So im Meer der Sternenfeuer
als ein Stäubchen rumgeschwenkt,
leiden wir ein Abenteuer,
das man besser nicht bedenkt.

Und was uns die Pfaffen weisen
als Mirakel, gottgesandt,
dient nur, Schafe abzuspeisen,
die genügsam an Verstand.

Dass wir stets den Blick verschließen
vor der kosmischen Gefahr,
blindlings unser Glück genießen:
kaum zu glauben, aber wahr.

Wie die Straßen friedlich liegen,
feierlich im Abendlicht!
Sandmann, lass so still auch wiegen
uns in Schlaf und Traumgesicht!

 

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