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Sonnenflucht

Nur ungern kann ich ihn entbehren,
den wunderschönen Erdenfleck –
muss dennoch ihm den Rücken kehren,
drum Augen zu und nichts wie weg!

Hab an den Paradies-Statuten
ich mich versündigt irgendwie?
Ich glaube nicht. Doch muss mich sputen,
dass ich ihm fristgerecht entflieh.

Hab vom bewussten Baum gerissen
den Apfel ich und ihn verdrückt?
Nein, hab in Büchern nur beflissen
so manche Lesefrucht gepflückt.

Kein Grund demnach, mich rauszuschmeißen,
ich fühl als Lamm mich ohne Fehl.
Doch will ich nicht mehr Meier heißen,
wenn ich mich jetzt davon nicht stehl.

Nicht ohne noch zurechtzurücken,
dass niemand vor die Tür mich setzt.
Ich geh allein aus freien Stücken –
und dies bedauernd bis zuletzt.

„Ja, aber…“, werdet ihr nun rätseln,
„wer tut denn so was ohne Not,
raus aus den Broilern und den Brezeln
in eine Welt von trocken Brot?“

Genau. Sich derart zu verhalten,
braucht’s einen wasserdichten Grund
wie Himmels- und Naturgewalten –
dann wär die Sache wirklich rund.

Den aber liefre ich euch locker:
Die Hitze, die ist schuld daran.
Die haut mich so total vom Hocker,
dass nichts mich hier mehr halten kann.

Sie steckt mir noch in allen Poren
vom letzten Jahr, dem großen Test:
Ach, lieber in der Hölle schmoren
als im August in diesem Nest!

Dann wacht vorm Paradiesgelände,
das Sonnenhungrige nur nährt,
bis weit noch übers Sommerende
der Engel mit dem Flammenschwert.