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Altersschwächeln

Es kriegt dich früh ja schon beim Wickel
die Krankheit, die man Altern nennt,
doch anders als so’n dicker Pickel
ganz unauffällig und dezent.

Kein Zeichen äußerer Symptome,
kein Schmerz, von ‘nem Organ genährt.
Der Pykniker, der Leptosome
fühlt körperlich sich unversehrt.

Doch irgendwann im Lauf der Jahre,
am Morgen: „Spieglein an der Wand,
wer bitte hat die schönsten Haare?“ –
bist du der Graueste im Land.

Dann häufen sich die Defizite,
das Auge und das Ohr erschlafft,
und beide zahlen nur noch Miete
dem Leib nach ihrer Leistungskraft.

Jetzt spür ich’s auch schon in den Knochen,
als wär der Wurm da plötzlich drin –
wie kläglich bin ich heut gekrochen
über den Zebrastreifen hin!

Wolln mir die Beine etwa sagen,
nicht mehr auf gutem Fuße stehnd,
dass sie nicht willens, mich zu tragen
noch in mein künftiges Jahrzehnt?

Wär schrecklich, aber zu verschmerzen.
Ich hockte mich wie eh und je
im Duft der Reben und der Kerzen
gemütlich auf mein Kanapee,

Um meine Verse fortzukrakeln
in der bisherigen Manier,
sofern ich in den Armtentakeln
nicht auch noch alle Kraft verlier.

Und, beinah hätte ich’s vergessen:
Mein Musenhirn bleibt auch nicht jung.
Ich hoff, noch lang es auszupressen
vor seiner Götterdämmerung.