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Lehrreiche Exkursion

AraratEinst fuhr ich rauf zum Ararat
mit meinem Mountain-Fahrrarad,
mir Noahs Arche anzusehn.
Da fand ich noch, zu Stein erstarrt,
den Kahn, in dem er ausgeharrt
als 40-Tage-Kapitän.

Die Planke bog sich wie ‘ne Gert‘
genau vom Bug noch bis zum Stert
mit wunderbarem Schwung.
Das ganze Deck lag unter Gras
mitsamt der Brücke, wo der Baas
gelugt nach Wetterbesserung.

Doch als ich näher mir beäugt,
was von ‘nem Wrack angeblich zeugt,
hab ich’s als Täuschung dekuvriert.
Es hatten ja die Felsen nur
versehentlich zur Schiffskontur
sich geologisch formatiert.

Ein Weilchen ich verdattert stand,
bis diesen Fund ich typisch fand
für Traditionen mancher Art.
Man guckt ein Ding von Weitem an
durchs Brillenglas von jedermann
und Einzelheiten sich erspart.

Doch geb ich unumwunden zu,
nicht jeder kann wie ich und du
den Himmel stürmen sportsmanlike.
Den alten Esel, der aus Draht
und nie sich einem Gipfel naht,
fahrn viele noch statt Berge-Bike.

Dann sauste ich vom Ararat
begeistert und erkenntnissatt
zurück in mein gewohntes Nest.
Doch wie auch immer ich erregt,
er hat sich keinen Deut bewegt
und hielt an seinem Mythos fest.

Archetypisch

ArchetypischNoch immer prasseln die Geschosse
der Wolken hier vor unsern Türn,
den Hof verwandelnd in ‘ne Gosse
mit Wassern, die ins Leere führn.

Mit lautem Aufprall sie zerplatzen
und hauchen ihre Seele aus.
Es regnet Hunde, regnet Katzen,
es regnet Tiere größren Baus.

‘ne wahre Sintflut von der Sorte,
die mindestens drei Tage schwillt,
bis oben von der Himmelspforte
man ihren Feuereifer stillt.

Doch unsre Arche, die aus Steinen
und zünftig mit Zement verpicht,
haut nichts von den stabilen Beinen,
geschweige denn, dass sie zerbricht.

Drum wird sie nicht auf Gipfeln landen,
von Wogen in die Höh gespült,
wenn auch genug davon vorhanden,
die auf dem Haupt nie Holz gefühlt.

Man muss auch keine Taube testen,
ob in den Schlag sie wiederkehrt,
um Boden zu erschließen, festen,
den man auf Sohlen überquert.

Wie nervig aber, nur zu hocken
in seinem Loch wie’n Wurm im Watt.
Man kriegt zwar keine nassen Socken –
doch dies Geprassel einmal satt!

Landregen

LandregenNun seh ich wieder keine Sterne,
der ganze Himmel ist bedeckt
und hat die goldnen Apfelkerne
tief im Gehäuse wo versteckt.

Versteht sich, dass auch den Trabanten,
wenn er denn heute Nacht erschien,
die Wolken völlig überspannten,
dass unsichtbar er müsste ziehn.

Aus dieser schmutzig-grauen Decke
es unaufhörlich rauscht und rinnt,
dass das Gemäuer feuchte Flecke
und der Asphalt an Glanz gewinnt.

Und aus dem Regen ‘s wie Geraune,
Gemurmel mir herüberweht,
als wären Feen da und Faune
und flüsterten ihr Nachtgebet.

Die Büsche unten an den Wegen
sehn auch schon aus wie Schilf und Ried.
Noch ein paar Tage mit dem Regen,
dann ist zum Sumpf kein Unterschied.

Man könnte melancholisch werden.
Schon schwappen Flüsse übern Rand.
‘ne neue Sintflut hier auf Erden?
Landunter an der Waterkant?

Sollt ich mir Noahs Arche bauen?
Die würde sicher schief und leck.
Doch kann wie er ins Glas ich schauen –
und komm schon so darüber weg!

Nachbar Noah

Nachbar NoahDa liegen friedlich sie und schnarchen
sich von des Tages Sorgen frei
in ihren fest vertäuten Archen
fernab vom Immobilienhai.

Und keine Sintflut kann sie schrecken,
kein Blitz, der aus den Wolken fährt,
kein Donner sie aus Träumen wecken,
der sie das große Fürchten lehrt.

Die städt’schen Fluten eher nippen,
Naturgewalt ist zahm und matt;
kein Schiff zerschellt hier an den Klippen,
keins landet auf dem Ararat.

Die einzigen Erschütterungen,
die Angst bereiten und Verdruss,
entstehn, wenn höher sich geschwungen
die Miete, die man löhnen muss.

Was allerdings nach fester Regel
sie rhythmisch immer wieder tut,
indem ihr Spiegel und ihr Pegel
nach oben rückt in Richtung Flut.

So füllt der Hai sich seine Scheuer –
Tribut, dass er nicht tödlich beißt
und dieses Archenabenteuer
mit weitem Rachen nur umkreist.

Das Gute nur bei allen Lasten,
wie sie beharrlich sich erhöhn:
Ich halt’s wie Noah mit dem Kasten
und trink ihn mir mit Trauben schön.