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Am Rande des Sports

Am Rande des SportsErinnert euch: Es herrschte Frieden,
solang die Fackel noch gebrannt
den Helden, wie sie einst hienieden
olympisch nach dem Ruhm gerannt.

Und die da aus verschiednen Gauen
zur heil’gen Walstatt angereist
auf Wegen, denen nicht zu trauen,
falls unbeschützt von diesem Geist.

Denn Völker, die in sich zerstritten
aus Gründen voller Fadenschein,
sie brauchen diese strengen Sitten,
sonst hauen sie noch fester drein.

‘ne Vorsichtsregel jener Alten,
die bei den Spielen sich bewährt –
Rabauken mussten an sich halten,
bis die Athleten heimgekehrt.

Wie schade, dass im Lauf der Zeiten
man diesen Brauch nicht mehr gepflegt –
wenn heutzutage Sportler streiten,
auch der Randale Stunde schlägt.

Dann lassen ihre Fäuste fliegen
(nur äußerlich für ‘nen Verein),
die Schläger, in den Griff zu kriegen
mal dies Gefühl, ‘ne Null zu sein.

Ein Aufgebot von Polizisten
hält sie mit Mühe nur in Schach –
den Stall Augias‘ auszumisten,
ist ihre Keule viel zu schwach.

Per Zufall kriegt man am Schlafittchen
mal hier und da ein schwarzes Schaf
und schleppt das zappelnde ins Kittchen,
dass es die Pritsche hart bestraf.

Doch eine Nacht erst durchgestanden
in wohlbewachter Zelle Haft,
erlöst es aus den Kerkerbanden
der Richter mit Gesetzeskraft.

Denn ist ein Wohnsitz nachzuweisen,
an dem man angemeldet ist,
kann frei man in die Fremde reisen,
wo man in jede Ecke pisst.

Gesetz und Recht sei unbenommen,
dem Bürger, der es einst erstritt –
und wird doch stets zugutekommen
auch dem, der’s frech mit Füßen tritt.

Kein Herkules

Kein HerkulesDer Vollmond wär es wert gewesen,
dass ich ihn lyrisch angebellt,
doch war ich noch beim Blütenlesen
auf einem andern Musenfeld.

Er hat sich nicht die Müh genommen
zu kurzem ruhenden Verkehr –
erhobnen Hauptes fortgeschwommen
ist zügig er im Wolkenmeer.

Nun liegt der Himmel unbeleuchtet,
nicht mal gespickt vom Sternenschein,
indes allmählich Tau befeuchtet
der Bäume lichte Blätterreihn.

Grad hat es Mitternacht geschlagen,
unhörbar mangels Kirchenuhr,
und auch die Geister, die jetzt tagen,
verraten sich gedanklich nur.

Romantik einer Bahnhofsgegend:
Tristesse von Schmuddel und Verfall.
Der Dichter, sich darin bewegend:
Apollo im Augiasstall.

Doch ohne Chance auszumisten,
was Herkules allein vermag.
So muss ich denn hier weiternisten
in meinem sauberen Verschlag.

Die Kunst indes wird drum nicht leiden,
sie ist genügsam wie das Vieh.
Wo immer Pegasus wir weiden,
ihm reicht ein Häufchen Fantasie.