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Die Männer vom K2

Unendlich schier die weiße Weite.
Und jeder Schritt versinkt im Schnee.
Von vorn der Wind und von der Seite.
Der Männer stummes Defilee.

Ihr Vormarsch nichts als Kampf und Keuchen.
Die Seilschaft kommt nur zäh voran.
Den innren Schweinehund verscheuchen.
Sich kurz verschnaufen dann und wann.

Wie Feuer blitzt’s aus den Kristallen,
wo sich der Frost die Zähne wetzt.
Die Zeit scheint sich zum Punkt zu ballen,
zum endlos quälerischen Jetzt.

Die Beine wollen schon versagen.
Der Geist am Ende seiner Kraft.
Und regungslos die Gipfel ragen.
Ihr Leib verschwimmt gespensterhaft.

Die Kälte wächst mit jedem Meter,
den man dem Leidensweg entrang.
Und dünner wird die Luft, der Äther,
je höher man am Todeshang.

Dann oben endlich! Lachen, Weinen,
man liegt sich in den Armen, schreit.
Und in der Götter eis’gen Hainen
Momente für die Ewigkeit.

Dann auch schon wieder abgeschwungen.
Strapazen auf dem Weg ins Tal.
Der Aufstieg aber ist gelungen
im Winter nun zum ersten Mal.

Was wohl zu dem riskanten Treiben
die kleine Schar beflügelt hat?
Man wird es in die Chronik schreiben
als weitres Heldenruhmesblatt!

Kein Winkel dieser schönen Erde
entrinnt des Menschen Wagemut.
Dem Ersten folgt schon bald die Herde.
Die Welt verkommt zum Wirtschaftsgut.

Der Berg ruft

Einst galt als Wohnsitz er der Götter,
ein Berg, der in den Himmel ragt,
und nicht einmal der größte Spötter
hätt auf den Gipfel sich gewagt.

Als aufgeklärter dann die Zeiten
und sich die heil’ge Scheu verlor,
ließ man von Neugier sich verleiten
und strebte ohne Furcht empor.

Doch nicht mal so mit vollen Bäuchen,
wie auf ‘ner kleinen Wandertour,
nein, klettern hieß es, kämpfen, keuchen
gegen die eigene Natur.

Und mancher musst sein Leben lassen,
weil er den Aufstieg unterschätzt
und auf die trügerischsten Trassen
vertraulich seinen Fuß gesetzt.

Ob tot, ob lebend: Pioniere,
die einen neuen Weg gebahnt –
dass der einst trägt auch Herdentiere,
hat keiner damals wohl geahnt.

Heut tummeln sich die Gipfelstürmer
zu Tausenden am Berge gleich
und fühlen sich als Erdenwürmer
da oben wie im Himmelreich.

Und wie nicht anders zu erwarten
von einem sündigen Geschlecht,
verlangt in diesem Edengarten
der Magen auch nach seinem Recht.

Zwar wird kein Manna hier geboten
nach alter Väter Speiseplan,
dafür indessen so Exoten
wie Bratwurst, schweinisch und vegan.

Dermaßen sank die höchste Spitze
der majestätischsten Region
vom exklusiven Göttersitze
zu ‘ner Touristenattraktion.

Da kraxeln nun die Menschenmassen
bequem auf ausgebautem Pfad,
sofern sie sich nicht liften lassen
per Seilbahn zum Vergnügungsgrat.

So zieht mit immer flinkren Füßen
der Fortschritt seine krude Spur,
und nichts muss schwerer dafür büßen
als unsre Mutter, die Natur.