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Das Kastell

das-kastell_castell_de_santueriJe weiter wir auf dieser Piste fahren,
hülln desto dichter uns die Büsche ein.
Steineichen nur, vereinzelt und in Paaren,
bezeichnen vage uns den Wegesrain.

Der Asphalt, der hier ohnehin voll Schrunden
und teils gefährlich aufgeworfen liegt,
ist plötzlich wie ein Hautausschlag verschwunden,
von der Natur, der stärkeren, besiegt.

Dann knirscht’s auf einmal körnig unterm Reifen,
weil seinen Fuß in Sand er senkt,
indes Jasmin, Johanniskraut zum Greifen
die Augen nicht vom Steuer lenkt.

Jetzt in die letzte Kurve eingebogen –
und aus der Tunnelenge jäh befreit,
ist wie ein Vögelchen davongeflogen
der Blick in einem Nu fast inselweit.

In welche Höhe sind wir hier geraten!
Da über uns nur noch das Felsennest,
die Flucht- und Zwingburg grauser Potentaten,
heißt ihrer Mauern schreckenloser Rest!

Einst hat den ganzen Platz sie eingenommen
und argusäugig Feld und Flur bewacht,
um wie der Shaitan übern „Hund“ zu kommen,
der da im Tale unten Zicken macht.

Dann ließ man die gekrümmte Klinge kreisen
und nahm gespaltne Schädel als Tribut –
nicht ohne seinen Schlachtengott zu preisen,
der wundersamerweise mild und gut.

Jetzt blaut der Himmel, wie in Erz gegossen.
Die goldne Mittagssonne lacht und loht.
Millionen Gräser sind ins Kraut geschossen.
O wie viel Frieden über so viel Tod!