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Ersatzpapiere

Aus seiner knochenbleichen Blöße
starrt blicklos das Papier mich an,
darunter Blätter, Stapel, Stöße,
die ich nur vage sehen kann.

Soll dieser Fülle ich mich freuen,
weil sie noch viele Verse fasst,
soll ich im Gegenteil sie scheuen
als ständige Verpflichtungslast?

Bis jetzt ist leidlich gut gelaufen
die permanente Produktion,
kein Griffelkauen, Haareraufen,
weil ich nicht fand den rechten Ton.

Die Zeilen munter sich vermehren,
wie Raupen fressend Blatt für Blatt,
weil seinen Schaffensdrang zu nähren,
der Barde nur dies Mittel hat.

Das Ganze lässt selbst haufenweise
inzwischen mich doch ziemlich kalt,
und bräucht’s dafür ‘ne glatte Schneise
im sogenannten Wirtschaftswald.

(Schon wieder hab ich übertrieben
im Dünkel meiner Dichterei
und umso deutlicher geschrieben,
dass schön ich auf dem Holzweg sei!)

Ich will’s bescheidner formulieren.
Die Frage ist mir piepegal:
Hab ich beim späten Spintisieren
auch stets genügend Material?

Beim Maler könnt ich das verstehen,
der auf die Tube drücken muss
und reich mit Farben sich versehen
vorm allgemeinen Ladenschluss.

Doch des Poeten schlichte Klause,
mit Tintenklecksen nur geschmückt,
ist wie ein biederes Zuhause
mit allem Möglichen bestückt.

Grad schreibt von Feen er und Elfen…
Mein letztes Blatt! Ich sehe rot!
Doch muss kein Oberon ihm helfen:
Es geht auch Klopapier zur Not.