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Verkopft

Längst zähl ich zu den höchsten Kreisen,
sofern es nach dem Alter geht –
doch damit auch zum alten Eisen,
das fast nur noch aus Rost besteht?

Hab ich nicht geistige Intressen,
denen mit Freude ich mich weih
tagtäglich und meist weltvergessen,
doch mit dem Hirn noch voll dabei?

Da wär zum Beispiel die Lektüre,
der gern ich manche Stunde schenk,
dass sie in Welten mich entführe,
dern sonst ich nicht im Traum gedenk.

Da wären auch die Bilderwelten,
in Öl oder Pastell kreiert,
wie sie als Meisterwerke gelten,
die in Museen man studiert.

Und nicht zuletzt die Harmonien,
die meinem Ohr ich anvertrau,
der luft‘ge Flug der Melodien
auf klassisch-festem Unterbau.

So lief mir auch im Alltagsleben
noch immer alles wie geschmiert,
muss keinem Doktor Pfötchen geben,
der auf Demenz mich therapiert.

Indessen will ich hier am Ende
doch einen Mangel eingestehn –
ich habe nur zwei linke Hände,
was hin und wieder auch zu sehn.

Denn muss ich was zusammenbauen,
was schlichte Handwerkskunst verlangt,
sind sie so hilflos anzuschauen
wie’n Süffel, der nach Hause wankt.

Soll ich das auf mir sitzen lassen?
Höhlt steter Tropfen nicht den Stein?
Fing nicht ein Meister aller Klassen
auch irgendwann mal an ganz klein?

Heut kriegt ich wieder Möbel-Stücke.
Wenn diesmal mir das Ding gerät,
die Bude ich mir damit schmücke
als selbstgemachte Novität!

Ach, schon die Skizze zur Montage
war dunkler als ein Bibelwort
und brachte eher mich in Rage
als mein Gemurkse weiter fort.

Ich habe hin und her gegrübelt,
gewendet alles und gedreht,
bis ungebohrt und ungedübelt
sie dastand, die „Möbilität“!

Hat mich auch reichlich Zeit gekostet
und ebenso ‘ne Menge Schweiß.
Heißt das demnach, ich bin verrostet?
Nehmt lieber Verse als Beweis!