Schlagwort-Archive: George

Fehlschlüsse

fehlschuesse-wilhelm-buschHat man nicht sogar Poe gescholten
und seine Verse parodiert,
mit Hohngelächter ihm vergolten,
was genial er generiert?

Der Rezensent: Unfehlbar Wesen,
sofern ex cathedra er spricht,
beschrieben nicht, doch wohl belesen,
hält als Gottvater er Gericht.

Es ist kein Künstler so vollkommen,
dass er ’nen Kritiker nicht fänd,
der ihm verschwiemelt und verschwommen
die Kinken seiner Schöpfung nennt.

Vor den gestrengen Kennermienen
hält schwerlich nur ein Oeuvre Stand,
die besten selbst, die Ruhm verdienen,
sie werden schmählich oft verkannt.

Der Schwan von Avon, ohnegleichen
in seinem göttlichen Gesang,
man ließ ihn lang vom Spielplan streichen,
weil er missfiel dem Kritteldrang.

Doch wenn sie sich mal überschlagen
ist höchste Vorsicht auch am Platz.
Sie hudeln mit gefülltem Magen,
bei Kuchen aus dem Kaffeesatz.

„Ein neuer Stern ist aufgegangen,
Komet am Dichterfirmament –
wann je so magisch Verse klangen,
wie man’s nur von George kennt?“

Das riecht nach ‘ner banalen Seele
und schillernd aufgeschlagnem Schaum:
Dass ihre Leere sie verhehle,
gibt Seifenblasen sie viel Raum.

(Das süße Nichts verkauft sich besser
als eine Wahrheit von Gewicht –
der Kritiker als guter Esser
verschmäht auch diese Weisheit nicht.)

Ist man nicht selbst darauf verfallen,
verspottet man Kolumbus’ Ei
und schwört bei allen Musen, allen,
dass solche Kunst gewöhnlich sei.

Allein, was hab ich schon zu maulen?
Zerpflückt mich denn so’n Malefiz?
Ich könnt im Winkel hier verfaulen
und niemand nähm davon Notiz.

Ich Glückspilz: Alle überflügelt!
O wie beredt dies Schweigen spricht!
Ein Benn, ein Byron abgebügelt –
nur meine Wenigkeit noch nicht!