Wie jeder andren Art von Leben,
die auf der Erde Blüten treibt,
hat auch dem Menschen man gegeben
‘nen Namen, der ihn gut beschreibt.
So hat man ihm als Attribute
„geschickt“ und „aufrecht“ beigelegt
und, weil nach Tüfteln ihm zumute,
auch „der zu fabrizieren pflegt“.
Und in der Liste der Geschöpfe,
die als verbindlich anerkannt,
wird er, als Oberster der Tröpfe,
der „Weise“ („sapiens“) genannt.
Ein Spiegelbild der Eigenschaften,
die dieser Spezies gemein?
Wo doch so viele an ihr haften,
vulgärer als Vulgärlatein!
Man merkt, dass sich die Menschen selber
dies schöne Image ausgedacht:
Könnt Küh‘ man fragen oder Kälber,
dann bester Homo, gute Nacht!
Der Blick, mit dem sie ihn ermessen,
wird nicht von Eitelkeit getrübt,
klar sehn sie, dass das große Fressen
er stets als hohe Kunst geübt.
Gilt bildlich auch für seinesgleichen,
die er nicht brutzelt und verdaut,
doch mit gezielten Waffenstreichen
genauso in die Pfanne haut.
Mit Fug und Recht könnt man ihn nennen
Homo Aggressor ebenso,
weil rauben, morden, plündern, brennen
seit je sein ganzes A und O.
Auch „destructivus“ würde passen,
denn Fremdes macht er gern kaputt,
um eine Spur zu hinterlassen
aus Asche, blutig, und aus Schutt.
Mein Favorit indessen wäre
als „stultus“ er, als Blödian,
der seines Schädels dumpfe Leere
zu stopfen sucht mit Größenwahn.
Glaubt sich zum Erdenherrn geboren
und tut sich groß mit seinem Geist,
weil er die stärksten Karnivoren
mit links in ihre Schranken weist.
Ihm wäre dringend anzuraten,
dass er sich mal zum Lesen krall
ein Buch mit nützlichen Zitaten
wie: „Hochmut kommt stets vor dem Fall“.
Von allen, die im Stammbaum hausen,
zufrieden mit dem kleinsten Fleck,
ist er der größte der Banausen
und schnappt den andern den noch weg.
Im Hochgefühle seiner Stärke,
die jeden aus dem Rennen schlägt,
geht er so sorglos blind zu Werke,
dass er sich selbst den Ast zersägt.