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Wirklich die Krönung

Wirklich die KrönungDer Schöpfung selbsternannte Kronen,
jetzt hocken sie an Heim und Herd,
sich mit Entspannung zu belohnen
fürn Tag, der an den Kräften zehrt.

Und da die Hausmusik veraltet
wie Halma oder Blindekuh,
man still zumeist die Fäuste faltet
und schaut den Serienmördern zu.

Nichts ist ja besser für die Nerven
und macht sie wieder drahtseilfit
als Killer, die die Messer schärfen.
„Gleich nach der Werbung“: Gurgelschnitt.

So ist die Glotze, viel verspottet,
ein Spiegelbild des Lebens nur –
der Mensch, der sich so gern vergottet,
‘ne jämmerliche Witzfigur.

Die plustert sich mit bunten Fummeln
und schreitet wie ein Pfau daher,
um optisch sich hinaufzuschummeln
in Sphären, die bedeutungsschwer.

Und das ist noch das kleinste Übel –
die Mehrheit ist nicht eitel bloß,
sie kippt auch gern den ganzen Kübel
der Bosheit in des Nächsten Schoß.

Ja, häufig kramen sie die Knarre
aus irgendeinem Loch hervor
und spieln auf dieser Blitzgitarre
das Lied vom Tod ins taube Ohr.

Da wär ein Schöpfer tief gesunken,
hätt er sich so ein Werk erdacht –
gekrönt von Mördern und Halunken
in Biedermeierbürgertracht!

Blasphemischer könnt man nicht lästern
ein Wesen von so hoher Kraft,
als dass man mit den Brüdern, Schwestern
ihm bucklige Verwandte schafft!

Wärn Fische, Flöhe oder Quallen
am Busen der Vernunft gestillt,
sie würden gleichfalls drauf verfallen:
Gestatten, Gottes Ebenbild!

Um sich genauso auszuhecken
‘nen Masterplan für nach dem Tod –
lever du roi: Gott wird uns wecken
„und hilft uns frei aus aller Not“.

Da müsst ein Christus lange sterben,
bevor er so ein Pack erlöst!
Das Fell sollt er ihm lieber gerben,
das Fleisch, das da im Fette döst!

Doch geht der Abend schon zur Neige
und Schatten fällt auf meinen Geist –
wird besser sein, dass ich nun schweige,
da er in andre Träume reist.

Kleine Fluchten

Kleine FluchtenDie ganze Last der Abendstunden
hat auf dem Buckel schon die Uhr,
und unbeirrt dreht seine Runden
der Zeiger für die nächste Tour.

Wie’n Esel, ist er erst im Gange,
so trottet sie dahin, die Zeit;
vorm längsten Weg ist ihr nicht bange,
das fernste Ziel ihr nicht zu weit.

Man kann sie nicht am Zügel halten,
wenn man auch noch so fest ihn packt;
wie’n Motor, der nicht auszuschalten
und immer weiter tickt und tackt.

Ein Henker ist sie ohn’ Erbarmen,
der pünktlich seinen Dienst versieht
und keinen Aufschub gönnt dem Armen,
der vor ihm unterm Beile kniet.

Stets auf den unsichtbaren Haxen,
reißt mit sich fort sie Mann und Maus.
Dagegen ist kein Kraut gewachsen;
lebendig kommst du da nicht raus.

Und will man nicht in Frust verfallen,
denkt lieber man nicht drüber nach –
vertieft sich in die Brunst der Quallen
oder Brunhildes Brautgemach.

So hat wohl jeder seine Masche,
dass seine Angst er wo versteck.
Auch ich geh nicht in Sack und Asche –
ich dichte mir das Elend weg!

Ahnenforschung

AhnenforschungAm Anfang waren da die Quallen,
nicht mehr als Wasser und als Haut,
doch ihnen hat es gut gefallen,
so hat man eben ausgeschaut.

Und so genügsam auch die Schwämme,
die blieben am Geburtsort gar,
aus Furcht vielleicht, dass in die Klemme
sie sonst wo kämen und Gefahr.

Dann tauchten die auf, die in Schale
sich warfen gegen Feindesbiss,
die Muscheln, Krebse tief im Tale
der maritimen Finsternis.

Danach die sich mit vielen Gräten
im Innern festen Halt verschafft
und die in jeden Winkel spähten
vermöge ihrer Flossenkraft.

Nun, manches will ich übergehen,
damit ich kurz mich fassen kann;
am Schluss indes die Säuger stehen
und wir als Homo obenan.

Eins aus dem anderen entsprungen
nach festen Regeln der Natur,
und alles Leben so verschlungen
in einem einz’gen Stammbaum nur.

Wie weit auch seine Zweige reichen,
wie üppig er ins Kraut auch schoss –
für Kön’ge, Fürsten und dergleichen
entwickelte er keinen Spross.

 

Bei der Fachgenealogie zitiert