Bis an den Rand gefüllt die Schale
des Monds mit goldnem Nektarglanz
als würd’gem Trank beim späten Mahle
der Götter jenes fernen Lands.
Und wie mit unsichtbaren Händen
behutsam man dieselbe hält,
um keinen Tropfen zu verschwenden,
der ungeschlürft zu Boden fällt!
Ich seh sie da am Himmel wandern
(ein Dach verschluckt sie mir zuletzt)
von einem Göttermund zum andern,
der nippend sich die Lippen netzt.
Das ist heut sicher kein Gelage;
beim Trinken geht’s gesittet her,
denn an so manchem andern Tage
sah ich die Schale auch schon leer.
Oder zur Hälfte ausgetrunken,
dass nur ein blässlich trüber Rest,
der seitlich auf den Grund gesunken
erinnert noch ans Götterfest.
Der Mond schleppt, Ganymed, den Becher
allabendlich im Göttersaal
vom einen zu dem andern Zecher
mit Säften aus dem Tempe-Tal.
So können wir an ihm erfassen
die Stimmung im Elysium –
ob nüchtern oder ausgelassen,
bedröppelt oder dideldum.
Heut jedenfalls, so will mir scheinen,
ist feierlich man dort gestimmt,
weil jeder einen Schluck, nur einen,
bedächtig aus der Schale nimmt.
Wollt ihr nicht einmal Mäuschen spielen
und sehn, was wirklich da passiert?
Die Tickets gibt’s zu allen Zielen
beim Dichter hier, der auch kassiert.
400 000 Kilometer,
die sind doch kaum der Rede wert
für so ‘nen weltgewandten Städter,
der nach Exotik sich verzehrt!
Na bitte! Kaum an Bord gegangen
(„Willkommen bei Air Pegasus!“),
hat auch die Landung angefangen –
ganz sanft statt à la Ikarus.
Da soll mich doch der Affe lausen –
hier tobt nun wirklich nicht der Bär!
Nicht Götter, die genüsslich schmausen;
wohl Krater, aber kein Krater.
Wie trostlos alles, gottverlassen!
O Mensch mit deiner Fantasie,
die glaubt, dein eignes „Hoch die Tassen!“
teilt gleich die ganze Galaxie!
Zurück nun wieder auf der Erde:
Die Poesie gestürzt vom Thron?
Ihr Platz, der bleibt am Götterherde –
was wär sie ohne Illusion?