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Stille Dämmerung

Stille DämmerungEs dämmert, und aus meiner Stube
blick auf die Stadt ich, die versinkt.
Kein bisschen Rot mehr in der Tube,
nur Grau, das mit dem Tode ringt.

Grad gegenüber, scharf gestochen,
mit weiß gekalkter Außenhaut,
‘ne Hauswand wie ein Wüstenknochen,
der bleich an seiner Dürre kaut.

Es scheint kein Lüftchen sich zu regen.
Die Fahne hängt wie eingerollt,
die sonst mit Stößen und mit Schlägen
frenetisch schwenkt ihr Schwarzrotgold.

Und auch der Bäume dichte Mähne,
die gern gelöst im Winde fliegt,
betont das Schweigende der Szene,
indem sie still vor Anker liegt.

Auf diesen regungslosen Lüften
schwingt auch kein Ton sich in die Welt –
es ist so lautlos wie in Grüften,
wo hörbar jedes Stäubchen fällt.

Soll eine Nacht das vorbedeuten,
die friedlich ihre Stunden zählt,
zu einem Morgen sich zu häuten,
den Eos rosenrot beseelt?

Falls die Auguren sich nicht irren,
ist der Idylle nicht zu traun.
Wie Krähen die Gerüchte schwirren,
der Wind würd nicht mehr lange flaun

Und plötzlich sich zum Sturm erheben,
als hätt ‘nen Drachen man geweckt,
der für ein Nickerchen mal eben
sich wo im Winkel ausgestreckt.

Nun, wie auch immer die Prognosen,
tangiern sie mich nur peripher –
die üblichen Metamorphosen.
Als ob das Wetter statisch wär!

In wie viel Kalmen und Orkane
war wechselnd schon mein Haupt getaucht;
da oben auf dem Dach die Fahne,
wie oft zerfranst und aufgebraucht!

Man fügt sich den Gegebenheiten.
Und Schluss jetzt mit der Verseflut!
Werd „Pegi“ morgen weiterreiten –
wenn’s sein muss, auch mit Regenhut.

Schwarz wie die Nacht

Schön finsterDas Meer lag gram und grau vor Anker.
Den Horizont verhüllte Dunst.
Kein Trawler irgendwo, kein Tanker,
kein Zeichen einer Seemannskunst.

Zufrieden mit des Tages Heuer
hatt‘ abgemustert schon der Wind.
Die Stille übernahm das Steuer
mit Kurs auf wo die Kalmen sind.

Am Ufer da die Häuserzeile
war größtenteils schon eingenickt,
als ob der Szene Langeweile
sie vor der Zeit in Schlaf geschickt.

Aus ihren schmächtigen Fassaden
glomm nur vereinzelt noch ein Licht –
so trüb, als hing’s am seidnen Faden
‘ner Birne, die zusammenbricht.

Die Strandlaternen selbst, die hohen,
des späten Wandrers Augenschmaus,
sie fieln, anstatt zu lichterlohen,
in Intervallen völlig aus.

Mit Vorsicht deinen Fuß bewegen,
ein falscher Schritt, und du fällst hin!
Da kommt ein Schatten dir entgegen –
doch hat er Böses nicht im Sinn.

Ein Heimweg der besondren Sorte,
nicht malerisch, verwunschen eh’r.
Als ob man an der dunklen Pforte
der Märchen und der Träume wär.