Schlagwort-Archive: Kassandrarufe der Experten

Heureka!

Was haben nicht herausgefunden
die alten Griechen seinerzeit
und waren doch noch nicht verbunden
mit Quellen à la Bit und Byte.

Im dunkelsten der Magazine,
im Hirn die Wissensdeponie,
benutzten sie als Suchmaschine
nur ihre blühnde Fantasie.

Und war sie auch noch so verstiegen
im Hokus pokus fidibus,
sie ahnte („falsch gewachst“) das Fliegen
im Sturze schon des Ikarus.

Es scheint, auch vom Kanonenfeuer
hat ihnen etwas schon geschwant,
denn Zeus, ging er auf Abenteuer,
hat ihm ein Blitz den Weg gebahnt.

Man wusste auch schon vom Experten,
der stets vergeblich warnt und rät,
bis sich die Fakten dann erhärten,
für Rettung es indes zu spät.

Gewiss aus allen Wolken fiele,
wer schauen könnte unsre Zeit
und dass seine Gedankenspiele,
o Wunder, heute Wirklichkeit!

‘ne ganze Zunft von Ikarussen
sich tummelt hoch im Luftrevier
so sicher wie in Bahn und Bussen
auf festem Grund und Boden hier.

Und dann die ungeheuren Waffen,
mit denen man sich jetzt bedroht,
perfekt, die Feinde wegzuraffen
und sich gleich mit im selben Boot!

Da kommt denn doch den Alt-Hellenen
die gern geübte Skepsis an,
ob man bei solchen Zukunftsszenen
sich auf den Fortschritt freuen kann.

Auch nimmt er wahr die Umweltsünden,
wie sie zersetzen und zerstörn,
obgleich schon „Seher“ längst verkünden,
dass Unheil sie heraufbeschwörn.

Kassandras Rufe sind geblieben,
um die kein Mächtiger sich schert –
die Typen, die Geschichte schrieben,
sie setzten stets aufs falsche Pferd.

Artensterben

Experten vieler Disziplinen
sind einig sich seit Jahren schon,
dass schlecht wir unsrer Umwelt dienen
nur mit „Profit“ und „Produktion“.

Und dass wir an dem Aste sägen,
auf dem wir unser Nest gebaut,
wenn jedermann nach den Erträgen
und niemand nach den Kosten schaut.

Kassandrarufe! Prophetien,
die auf verlornem Posten stehn,
Politikern ins Ohr geschrien,
um aus dem andern rauszugehn!

Die sind seit Troja gleichgeblieben –
stets gegen guten Rat gefeit,
und sei es unter Peitschenhieben,
in dumpfer Überheblichkeit.

Und während sie sich selbst betäuben
mit Giften der Regierungssucht,
krepiern die Bienen, die bestäuben
die Blüten unsrer nächsten Frucht.

Den Vögeln geht es auch nicht besser.
Seit Jahren seltner klingt ihr Lied.
Der Bauer liefert sie ans Messer,
der Einfalt auf den Fluren zieht.

Längst hat‘s auch Hering und Makrele
und andres Flossenvolk erwischt.
Die Jungs mit sturmerprobter Seele,
sie haben gründlich abgefischt.

Solln wir Politikern vertrauen,
die nicht verhindern diesen Schwund,
gewohnt, uns Phrasen vorzukauen
von einer Welt, die herrlich bunt?

Von denen ist nichts zu erwarten.
Die reden sich aus allem raus.
Es endet erst der Tod der Arten,
stirbt diese Art von Menschen aus.

Dateien hochladen