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Vom Vogelsang

Vom VogelsangDer Morgen stumm. Kein Tirilieren
versüßt das Ende dir der Nacht.
Noch weilt in seinen Notquartieren,
was sonst hier die Musik gemacht.

Denn die gefiederten Touristen,
die’s ewig schon nach Süden zieht,
sie zögern noch, sich einzunisten
erneut in ihrem Brutgebiet.

So müssen wir uns denn begnügen
(den Freund des Vogelsanges graut’s)
mit denen, die sich diesen Zügen
verweigern: Eule oder Kauz.

Dern dumpfes Hu durchhallt die Wälder
gespenstisch in der Dunkelheit,
melodisch wie ein Feuermelder,
der manisch seine Warnung schreit.

Dafür in kürzeren Kadenzen
die Krähe unsre Stille trübt –
gewiss tat sie die Schule schwänzen,
als den Belcanto man geübt.

Man sieht sie stromern auf den Äckern
und in den Städten hier und da.
Oft hat die Gute was zu meckern,
dann zwitschert sie im Bass: krakra.

Mann, einen hätt ich fast vergessen,
der auch die weite Reise scheut –
ein Hänfling, an Statur gemessen,
der unser Ohr doch hoch erfreut!

In Schnee und Eis lässt ja erklingen
der Zaunkönig sein süßes Lied,
so warm, um bald zum Blühn zu bringen,
was jetzt den frost’gen Tag noch flieht.

Wie einsam singt er und verlassen –
doch mit Gewissheit nicht mehr lang:
Die Amsel wird ein Herz sich fassen,
zurückzuschlagen mit Gesang!